Schweigen aus Scham
Ein Gespräch über das Internationale Germanistenlexikon mit Walter Müller-Seidel
Von Thomas Anz
Besprochene Bücher / Literaturhinweise
Das Gespräch mit dem emeritierten Münchner Ordinarius Walter Müller-Seidel (1918 geboren) wurde im Januar 2004 aufgezeichnet. In der Rubrik "Lebensumstände" steht in dem Internationalen Germanistenlexikon folgender Eintrag: "1939-1945 Kriegsdienst (Anfang 1941-1943 wegen Verwundung zum Studium beurlaubt. 2. Mai-Oktober 1945 Gefangenschaft) - 1953-1972 Mitgl. der SPD." 1972 war Müller-Seidel als damaliger Vorsitzender des Deutschen Germanistenverbandes Mitbegründer der "Arbeitsstelle für die Erforschung der Germanistik" im Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar. Das Lexikon ist aus dieser Arbeitsstelle hervorgegangen.
Die der schriftlichen Aufzeichnung zugrundeliegende Aufnahme können Sie hier anhören.
T. A.: Waren Sie an der Entstehung des Lexikons beteiligt in irgendeiner Weise?
W. M.-S.: Nein, allenfalls mit gelegentlichen Ratschlägen; doch die sind sehr bescheiden zu veranschlagen. Aber an der Idee, die Geschichte des eigenen Faches darzustellen und sie hinsichtlich ihrer Verfehlungen aufzuarbeiten, war ich von Anfang an interessiert. Die 1972 zusammen mit Herrn Lämmert gegründete Arbeitsstelle für die Geschichte der Germanistik, die Christoph König seit den achtziger Jahren inne hat, hängt mit diesem Interesse aufs Engste zusammen.
T. A.: Aber Sie haben die Entstehungsgeschichte des Lexikons nicht im Einzelnen verfolgt?
W. M.-S.: Nein, nur gelegentliche Anfragen, meist telefonisch, hat es gegeben.
T. A.: Und Sie waren dann selber von dem Ergebnis überrascht oder wussten Sie davon?
W. M.-S.: Nein, ich war gar nicht überrascht. Dass es auch, und nicht zuletzt, um eine Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit gehen würde, ergibt sich aus der Sache selbst, sie ist selbstverständlich, sollte man meinen. Wenn man diese Aufarbeitung bejaht, dann ist es nur konsequent, dass auch Mitgliedschaften verzeichnet werden, die vielfach ein falsches Bild ergeben, wenn man nicht zu lesen versteht, was da mitgeteilt wird - wenn man aus einzelnen Mitteilungen eine schaulustige Veranstaltung macht, wie das bei der Entdeckung über die Mitgliedschaft einzelner prominent gewordener Kollegen der Fall ist. Es sind ja keine Germanisten gewesen, es waren dies Studenten und mithin angehende Germanisten, wenn man damit eine Berufsbezeichnung meint. Der Aufwand, der jetzt mit Namen wie Walter Jens, Walter Höllerer oder Peter Wapnewski gemacht wurde, war zum großen Teil ein journalistischer Missgriff.
T. A.: Es war wohl aufschlussreicher, wie die Betroffenen darauf reagiert haben.
W. M.-S.: Das war vielleicht nicht in jedem Fall souverän.
T. A.: Denken Sie dabei vor allem an Walter Jens?
W. M.-S.: Also zunächst möchte ich sagen, dass manche Artikel, vor allem derjenige im "Spiegel", die Dinge völlig durcheinander gebracht haben. Jens, wie die anderen auch, haben mit dem Fall Schwerte überhaupt nichts zu tun, und dass der Name von Walter Jens neben demjenigen von Schwerte genannt wird, halte ich für ein Unrecht gegenüber dem Ersteren. Schließlich war es Walter Jens, der eine wissenschaftliche Verfehlung Schwertes nach dem Krieg zur Sprache gebracht hat.
T. A.: Worin liegt der Unterschied?
W. M.-S.: Der Unterschied liegt darin, dass Schwerte noch nach dem Krieg völkische Literaturwissenschaft veröffentlicht hat, während Jens, wie die anderen auch, nichts dergleichen publiziert haben, weder während des Krieges noch danach. Dass jetzt eine etwas fragwürdige Publikation von Jens aus den vierziger Jahren bekannt wurde, ändert nichts an dieser Feststellung, und dass er in derselben Zeit seine Stimme für Thomas Mann erhoben hat, setzt Mut voraus, wie ich als Zeitzeuge bestätigen kann.
T. A.: Ich habe in dem Lexikon auch den Artikel über Sie gelesen und war sehr erleichtert, dass bei Ihnen keine Mitgliedschaft verzeichnet ist, erleichtert nicht deshalb, weil ich Ihnen Gram gewesen wäre, wenn Sie wie meine Mutter etwa in der Hitlerjugend gewesen wären.
W. M.-S.: Das bin ich zeitweilig, für die Dauer von zwei Jahren, notgedrungen schon gewesen - notgedrungen deshalb, weil nach einem Erlass Schuldgeldfreiheit nur noch gewährt wurde, wenn man einer dieser Jugendorganisationen angehörte. Mit der Vorbereitung auf das Abitur habe ich im Sommer 1936 meinen Austritt erklärt und bin danach weder in die Partei noch in irgendeine ihrer Gliederungen eingetreten. Ich bin auch nie aufgefordert worden, es zu tun.
T. A.: Die Betroffenen sind ja verständigt worden und hatten die Möglichkeit, Stellung zu nehmen.
W. M.-S.: Da sind zum Teil recht lesenswerte Antworten entstanden. Ich finde z. B., dass das, was in der Rubrik Lebensumstände bei Arthur Henkel steht, eine sehr aufschlussreiche und ihn ehrende Berichterstattung ist. Ich habe das gern gelesen.
T. A.: Man hat diesem Lexikon auch einen veralteten biographistischen Umgang mit Wissenschaft vorgeworfen. Für wie wichtig halten Sie das Biographische? Ein Problem des "Spiegel"-Artikels war, dass das, was Wissenschaftler geschrieben haben, gar nicht in den Artikel eingegangen ist, sondern nur äußere Lebensumstände. Wie sinnvoll ist es, das zu verklammern? Ist das ein wissenschaftlicher Biographismus, der da nahe gelegt wird?
W. M.-S.: Ich denke, dass man die Lebensumstände von dem nicht trennen kann, was man wissenschaftlich von sich gibt. Wenn man in bestimmten Positionen der Partei tätig war, wie z. B. Gerhard Fricke oder Franz Koch oder Heinz Kindermann, so möchte man schon wissen, wie es denn "eigentlich gewesen" ist. Im Übrigen halte ich in Hinsicht auf die zu leistende Aufarbeitungsarbeit den beanstandeten Biographismus-Begriff, sofern damit ein Vorwurf gemeint ist, für durchaus antiquiert. Er ist ein Relikt aus der Zeit der uneingeschränkten Werkimmanenz.
T. A.: Merkwürdig finde ich nur, dass es da sehr große Diskrepanzen gibt. Es gibt den Fall Elisabeth Frenzel, die als Parteimitglied in dem Lexikon nicht verzeichnet ist, die aber eine der schlimmsten Schriften damals geschrieben hat.
W. M.-S.: Sie gehört ja nicht zu den Universitätsgermanisten. Den Fall halte ich deshalb für nicht so wichtig. Von Professoren erwarte ich sehr viel mehr.
T. A.: Mich interessieren der Fall Schwerte und andere Fälle auch deshalb, weil ich mich frage, wie Sie damit persönlich umgehen. Es gibt ja einige, die Sie sehr gut kennen und mit denen Sie auch viel Kontakt hatten. Dazu gehört z. B. Ihr Lehrer Paul Böckmann.
W. M.-S.: Ich war sehr erstaunt und mehr noch bestürzt, als ich Mitte der neunziger Jahre erfuhr, dass es um die Mitte der sechziger Jahre eine Berufungskommission mit mir nahe stehenden Hochschullehrern wie Wolfdietrich Rasch, Fritz Martini und Benno von Wiese gegeben hat, mit Paul Böckmann als ihrem Vorsitzenden, und dass hier eine sehr fragwürdige Liste mit politisch belasteten Hochschullehrern erstellt wurde.
T. A.: Was im Lexikon zu lesen ist, zeigt, dass Böckmann ein schwieriger Fall für die Einschätzung zu sein scheint. Es steht über ihn dort: "1933 Unterzeichner des Aufrufs 'Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat', Mitglied des NS-Lehrerbundes, 1937 Mitglied der NSDAP". Dann kommen aber Angaben, die dem eine etwas andere Richtung geben. Er sei, nach eigenen Angaben, wegen politischer Passivität als einziger Universitätsdozent polizeilich einberufen worden. Können Sie damit was verbinden?
W. M.-S.: Ich halte es nicht für sehr sinnvoll, die Unterzeichnung des Aufrufs eigens in ein solches Lexikon aufzunehmen, da dieses Treugelöbnis doch wohl alle unterzeichnet haben oder unterzeichnen mussten, wenn sie im Hochschuldienst bleiben wollten. Besser wäre es gewesen, wenn man in der Einleitung die wenigen aufgeführt hätte, die sich verweigert haben, wie der klassische Philologe Kurt von Fritz, der denn auch sehr rasch seines Amtes enthoben wurde. Im Übrigen wusste ich über die politischen Aktivitäten Paul Böckmanns, bei dem ich 1949 promoviert habe, wenig oder nichts. In seinem Hölderlinbuch, das ich sehr bald nach seinem Erscheinen gelesen habe, habe ich nichts Anstößiges entdeckt, keine Anfälligkeit für ideologische Verbiegungen, die es damals in der Hölderlinforschung durchaus gab. Dass er 1941 an dem von Gerhard Fricke und anderen herausgegebenen Sammelwerk "Von deutscher Art in Sprache und Dichtung" mitgearbeitet hat - einem Machwerk, dem sich Walther Rehm beharrlich zu entziehen vermochte - ist freilich wahr.
T. A.: Und Ihre Lehrer haben wahrscheinlich auch nicht mit Ihnen geredet.
W. M.-S.: Sagen wir lieber: die Angehörigen dieser Generation, der zwischen 1900 und 1920 Geborenen; sie waren ja nicht meine Lehrer. Wolfdietrich Rasch, mit dem ich gut befreundet war, hat niemals über seine Verstrickungen gesprochen, er gehörte ja zu denen, die nicht sofort auf ihren Lehrstuhl zurückkehren konnten. Es hat noch eine Weile gedauert, bis er, ich glaube 1957, nach Münster berufen wurde.
T. A.: Hat Fritz Martini mit Ihnen Gespräche geführt?
W. M.-S.: Nein, auch nicht. Ich weiß aber, dass er auch mit Käte Hamburger, die ihre Professorenstelle ihm zu verdanken hatte, darüber nie gesprochen hat. Allgemein aber hat man honoriert, dass es Fritz Martini gelungen war, einer jüdischen gelehrten Frau diese Existenzgrundlage verschafft zu haben. Sozusagen eine Wiedergutmachung.
T. A.: Bei Böckmann stehen Angaben, die zeigen, wie interpretationsbedürftig die Lexikoneinträge oft sind. 1943 sei sein Ruf nach Kiel aus politischen Gründen vom Ministerium blockiert worden. Können Sie damit etwas anfangen?
W. M.-S.: Solche Reglementierungen oder Verdächtigungen hat es wiederholt gegeben, auch im Falle Josef Nadlers, wie im Lexikon nachzulesen ist. Das muss noch keineswegs bedeuten, dass wir es mit Gegnern oder gar Verfolgten des Regimes zu tun haben. Wolfgang Kayser war in Berlin habilitiert worden, aber die Lehrerlaubnis hatte man ihm wegen irgendwelcher Vorkommnisse nicht zugestanden. Er wurde deshalb nach Leipzig umhabilitiert. Hier hat er lehren können, und hier habe ich im Wintersemester 1938/39 an einem seiner Seminare teilgenommen. Ungeachtet solcher Schwierigkeiten gibt es den braunen Anstrich in seiner Geschichte der deutschen Ballade, den man sich lieber nicht gewünscht hätte.
T. A.: Wie erklären Sie sich das Phänomen, dass das, was Sie auch noch mal bestätigen jetzt, aber auch öffentlich immer wieder festgestellt worden ist, dass diese Generation von Hochschullehrern über ihre Vergangenheit, egal wie sie war, nicht gesprochen hat?
W. M.-S.: Ich glaube, da hat Günter Grass in dem Gespräch mit Wulf Segebrecht das Richtige gesagt: aus Scham. Es ist ja auch nicht ganz einfach, wenn sich jemand hinstellt und öffentlich bekennt, weil es leicht peinlich wirken könnte. Andererseits kann ich dieses Verschweigen und Verdrängen, wie es in dieser Generation üblich wurde, auch nicht richtig finden.
T. A.: Wie steht es mit Walther Rehm?
W. M.-S.: Es gibt keinen Satz, denke ich, der ein Zugeständnis enthält, und das ist erst einmal das Wichtigere. Aber im Lexikon habe ich nun auch entdeckt, dass er 1937 der Partei beigetreten ist oder gedrängt wurde, dies zu tun. Vorrang hat aber für mich, dass er in seiner wissenschaftlichen Arbeit integer geblieben ist - mit wenigen anderen.
T. A.: Ich habe mich bei Friedrich Sengle, nachdem ich sehr spät erfahren habe, dass er durch Publikationen durchaus verstrickt war, gefragt, ob ein Aufsatz von ihm, der eine ziemlich harsche Kritik am Expressionismus übt, etwas mit der Prägung durch diese Zeit zu tun hat. So wie Sie ja auch beim Fall Schwerte bemerkt haben, dass eine Generation, auch wenn viele sich offiziell abgewandt haben vom Nationalsozialismus, im Schreiben Relikten dieser Zeit verhaftet bleibt.
W. M.-S.: Das würde ich so nicht sagen, sondern meinen, dass Friedrich Sengle, wie sein politisch ganz unbelasteter Lehrer Paul Kluckhohn, einer sehr "deutschen Linie" der Literaturgeschichtsschreibung gefolgt ist: von der Klassik und Romantik über das so genannte Biedermeier und den poetischen Realismus bis hin zu den "Stilkonservativen" des zwanzigsten Jahrhunderts wie Stehr, Strauß, Griese, Wiechert und anderen - immer an den radikalen Strömungen des Jungen Deutschland, des Vormärz, des Naturalismus oder des Expressionismus vorbei.
T. A.: Als ich Ihren Kollegen Eberhard Lämmert anrief, sagte er, er wolle sich zu dem Lexikon nicht so gerne äußern, weil dieses durch den "Spiegel"-Artikel vor allem auf den Punkt "Nationalsozialismus und Germanistik" konzentriert worden sei. Ich weiß nicht, wie viel Gelegenheit Sie schon hatten, Einblick in das Lexikon zu nehmen. Ist das der interessanteste Punkt oder eher ein marginaler?
W. M.-S.: Ich meine, es sei dies ein marginaler Punkt. Mit Eberhard Lämmert habe ich auch gesprochen. Wir waren uns einig, dass die in den Veröffentlichungen nachweisbaren Entgleisungen völkischer und rassistischer Art das Wichtigere sind.
T. A.: Gehört der Punkt aber nicht auch deshalb dazu, weil die Germanistik von ihrer Geschichte her eine auf das Deutsche konzentrierte Wissenschaft ist und in dieser Geschichte der Nationalsozialismus natürlich ein Kulminationspunkt war?
W. M.-S.: Ja, aber es gibt verschiedene Lebensläufe. Solche, die von dieser Geschichte her konsequent in den Nationalsozialismus hineinführen, und andere, wie der von Wolfdietrich Rasch, der in der Zeit der Weimarer Republik aufgeschlossen für liberale Richtungen war, mit einem Schriftsteller wie Musil gut bekannt oder befreundet. Von seinem Lebensgang her war nicht zu vermuten, dass auch er in solche Verstrickungen geraten würde.
T.A.: War das dauerhaft bei ihm?
W. M.-S.: Ich meine, es war äußerlich, es war Anpassung. Er war kein eifernder Ideologe, sondern ein auf Ausgleich und Konfliktfreiheit bedachtes Naturell.
T.A.: Gibt es nicht Ähnliches wie bei Gottfried Benn, also Wissenschaftler, die sich kurzfristig zum Nationalsozialismus bekannt haben und sich dann wieder zurückgezogen haben?
W. M.-S.: Ja, das gibt es durchaus auch in den Reihen der deutschen Germanistik. In einem Aufsatz in der Festschrift für Hans-Jürgen Schings (2002) habe ich es am Beispiel Max Kommerells gezeigt. Er hatte in den ersten Monaten nach der Machtergreifung bedenkliche Positionen im Dozentenbund übernommen, bis ihm, spätestens im Sommer 1933, die Augen aufgingen. Seitdem ist er als ein Gegner des Regimes zu bezeichnen, wenngleich er dies nicht direkt oder öffentlich bekunden konnte. Er wurde entsprechend spät berufen, und die Tätigkeit, die Wolfgang Kayser zu Anfang der vierziger Jahre in Lissabon übernahm, wurde ihm verwehrt.
T.A.: Wie ist das bei Schwerte? Wenn ich Sie richtig verstanden habe, sagen Sie, dessen Verstrickungen seien in seinen Schriften noch bis in die 50er Jahre hinein erkennbar.
W. M.-S.: Für mich ist es der einzige Fall eines Rückfalls in längst abgetane Ideologien. Der Beitrag, den er 1952 in den von Heinz Otto Burger herausgegebenen "Annalen der deutschen Literatur" über die Literatur vom Naturalismus bis zum Ende des Krieges veröffentlichte, nimmt sich wie ein Fremdkörper im germanistischen Schrifttum der Zeit aus. Noch einmal bekommt man sieben Jahre nach Kriegsende völkische und antisemitische Vorurteile zu lesen - ein katastrophales Missverständnis der Moderne obendrein. Erst gegen Ende der fünfziger Jahre hatte sich Schwerte zur Umkehr entschlossen und die Wende zu der damals in Ansehen stehenden Ideologiekritik mit dem Buch "Faust und das Faustische. Eine deutsche Ideologie" vollzogen, das 1962 erschien. Die Glaubwürdigkeit einer solchen Wende, falls es sich hier nicht einfach um einen Seitenwechsel handelt, wie Ludwig Jäger das genannt hat, steht hier zur Diskussion.
T. A.: Haben Sie bei Ihrer ersten Lektüre des Lexikons noch Dinge entdeckt, die Sie besonders interessiert haben, oder haben Sie das Lexikon erstmal im Hinblick auf die Debatte gelesen?
W. M.-S.: Ich habe mich am Beispiel Schwertes vorzüglich über seinen politischen Werdegang informieren können, aber nur bibliographische Angaben zu den Schriften erhalten, die man als Verfehlungen bezeichnen muss, als aus der Zeit des Nationalsozialismus herkommende Fehlentwicklungen, die seinen beispiellosen Aufstieg in Aachen als höchst fragwürdig erscheinen lassen. Dennoch sind die Informationen zur Person wie die bibliographischen Erschließungen im ganzen Lexikon ungewöhnlich reichhaltig.
T. A.: Es gibt wahrscheinlich keine Wissenschaft, die ihre eigene Geschichte in dieser Form dokumentiert hat.
W. M.-S.: Eine Geschichte, in der wissenschaftliche Leistungen und Erfolge aufgezeigt und Fehlentwicklungen, wo es sie gegeben hat, nicht übergangen werden. Es mag manches bestreitbar sein - dass sich Wissenschaften nachhaltig mit ihrer eigenen Geschichte befassen, bleibt, wie ich hoffe, unbestritten.
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