Traumreisen für Teenies

Bei Peter Freund gerät Heldin Laura Leander regelmäßig zwischen zwei Welten

Von Hannelore PiehlerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Hannelore Piehler

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Jüngst hat Peter Freund Michael Endes Geschichte von Fantasien weitergesponnen. Mit den Abenteuern von Laura Leander hingegen hat er längst seine eigene Fantasie-Welt geschaffen. Und die hat, trotz etlicher Schwächen, durchaus einen gewissen Sog. Keine Frage, dass die Laura-Bücher unter Jugendlichen ihre Fans finden werden.

In der auf fünf Bände angelegten Buch-Reihe mischt Peter Freund Science Fiction-Elemente mit Fantasy, Historisches mit Mythen. Das Inventar des zweiten Bandes "Laura und das Siegel der Sieben Monde" - der dritte Teil ist im Oktober erschienen - ist denn auch hinlänglich bekannt: Da gibt es Gestaltwandler wie bei "Star Trek", finstere Reiter wie bei Tolkien, einen "Kreis der Wächter" wie bei Susan Cooper, "Hüter des Lichts" wie in der Teenie-Serie "Charmed" und einen langbärtigen, wissend-milden Schuldirektor wie bei "Harry Potter". Wenn dann aber auch noch der (immerhin glatzköpfige) Hausmeister Attila Morduk in einer Hütte à la Hagrid lebt und wie dieser eine Vorliebe für wilde Kreaturen (hier: Alligatoren) hat, nervt das allerdings doch. Auch die Traumreisen der Protagonisten erscheinen dann nur noch als schaler "Matrix"-Abklatsch - wahlweise auch der Serie "Charmed": Während der Körper als Hülle in der einen Realität bzw. Zeit zurückbleibt, begibt sich der Geist auf Wanderschaft in Parallelwelten bzw. die Vergangenheit.

Diese Fähigkeit zu Traumreisen ist die besondere Gabe der Hauptfigur Laura, die mit ihrem Bruder Lukas das Internat Ravenstein besucht - und dort regelmäßig in Abenteuer verstrickt wird, seit sie von dem Schwesternplanet der Erde "Aventerra" erfahren hat. Dorthin wurde bereits Lauras Vater verschleppt. Aber auch das Mädchen selbst schwebt in Gefahr. Dunkle Gestalten verfolgen sie, auf der Suche nach dem rätselhaften "Siegel der Sieben Monde".

Gewiss: Der Plot ist mit solidem Spannungsbogen aufgebaut, und die zwei Handlungsebenen werden gekonnt verschränkt: Denn zu Lauras Abenteuer auf der Erde kommt die Suche des Aventerra-Mädchens Alienor nach seinem verschollenen Bruder. Klar, dass beides letztlich in Zusammenhang steht.

Und dennoch liefert Peter Freund nicht viel mehr als eine durchschnittliche Geschichte für einen regnerischen Nachmittag. Nicht nur ist die Auflösung nach über 500 Seiten etwas schlicht und sind nicht alle Figuren logisch gestaltet. Vor allem die zahlreichen Klischees der Figuren stören: die Bibliothekarin ist natürlich "altjüngferlich", das "Pickelgesicht" gehört zum Streber der Klasse, und pummelig ist stets gleichzusetzen mit tollpatschig. Hier vermisst der Leser einfach Witz und Ironie. Und das wird auch durch kleine nette intertextuelle Anklänge nicht wettgemacht, wenn Laura beispielsweise Cornelia Funkes "Drachenreiter" liest oder sich die Clique begeistert "Herr der Ringe" im Kino anschaut.

Apropos Film: Peter Freund ist laut Verlagsinformation seit 1980 für das Kino tätig und hat als Autor, Dramaturg und Produzent bei zahlreichen Fernsehproduktionen Erfahrungen gesammelt. Das erklärt also, warum sich etliche Passagen aus dem Buch wie Filmsequenzen lesen. Leider aber wie Sequenzen, die man schon hundertmal gesehen hat.

Titelbild

Peter Freund: Laura und das Siegel der Sieben Monde.
Ehrenwirth Verlag, Bergisch Gladbach 2004.
528 Seiten, 18,00 EUR.
ISBN-10: 3431035620

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