Tauben haben Hoffnung
Der Regisseur Ron Rosenberg gibt unter dem Titel „Haben Tauben Hoffnung“ 39 Gespräche mit seiner Tochter wieder
Von Rainer Rönsch
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseIn den Gesprächen zwischen Vater und Tochter wird das Alter des Kindes nicht genannt, doch immerhin erfãhrt man, dass es im Einkaufswagen sitzt. Beim Aufschlagen des Buchs staunt man: Außer dem Text und Schwarz-Weiß-Zeichnungen von Özgür Erkök Moroder gibt es erstaunlich viel leeres Weiß – mal mehr, mal weniger, ohne erkennbares Prinzip. Bei der Lektüre der 39 Texte wird man 38mal belohnt. Einzige Ausnahme ist ein überlanges Telefonat mit einem begriffsstutzigen Berliner Taxidispatcher. Hier und anderswo sieht man über kleine Patzer beim Korrekturlesen freundlich hinweg.
Der Autor Ron Rosenberg, als Regisseur und akademischer Lehrer in der darstellenden Kunst zu Hause, bringt in klarer und teils poetischer Sprache zu Papier, welche originellen und ehrlichen Fragen seine Tochter stellt. Da klingt nichts nach pointensüchtig erfundenem Kindermund, sondern alles nach echter Wissbegier und der Suche nach Liebe und Trost. Diese Fragen reichen vom Grundsätzlichen („Wie viel Zeit hat die Welt?“ oder „Was ist Liebe?“) bis zu Details wie den titelgebenden Tauben.
Die Antworten des Vaters sind oft voller Lebensklugheit: „Manchmal ist das Echte wie ein Traum, und manchmal ist das Träumen echter als die Wirklichkeit.“ „Aber Überall, das ist weit weg, und darum ist es gut, wenn man ein Zuhause hat…“ „Das Gute hat das Böse mit sich in die Welt genommen, damit ein Ganzes daraus werde.“ Wer auf die Frage nach der Wirklichkeit antwortet: „[…] das ist das, was auf dich wartet“, der überrascht mit dem Eingeständnis, sich immer vor Fragen der Tochter gefürchtet zu haben.
Es macht den Vater sympathisch, dass er auch mal seinen Tränen freien Lauf lässt. Immer wieder bekennt er sich vorbehaltlos zur Liebe. Sein Herz würde sogar einen Weg finden, sich einem Stein mitzuteilen.
Manche Formulierungen funkeln. Da lächelt die Tochter „wie Karamell“, jemand „fegt sich seinen Scheitel aus der Stirn“, und das Mädchen sagt: „In der Wolke sind die ungeträumten Träume.“ Nichts ist auf „kindlich putzig“ gemacht, und man akzeptiert, dass die Kleine ihren Vati einmal „Quatschkuchen“ nennt.
Und was ist mit den Tauben und der Hoffnung? Schuhe haben die Tauben nicht, Hoffnung schon, weil sie wissen, wo sie hinfliegen müssen.
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