Zum 200. Todestag E.T.A. Hoffmanns

Vorbemerkungen

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Unser Juni-Schwerpunkt ist dem schillernden Mehrfachkünstler E.T.A. Hoffmann gewidmet, dessen Todestag sich am 25. Juni zum 200. Mal jährt. Das Interesse an dem Juristen, Musiker, Zeichner und Schriftsteller ist ungebrochen – seit 1827 wurden mehrere Gesamtausgaben seines Werks herausgegeben, gegenwärtig sind einige Erzählungen Hoffmanns fester Bestandteil des Literaturunterrichts, das E.T.A. Hoffmann-Jahrbuch versammelt seit Jahrzehnten wissenschaftliche Beiträge, überwiegend aus den Disziplinen Literatur- , Kultur-, Musik- und Kunstwissenschaft. Und gerade jetzt, im Jahr 2022, wird Hoffmanns Leben, Werk und Wirkung im Rahmen des laufenden Jubiläumsjahres besonders intensive Beachtung geschenkt: Nahezu täglich finden Veranstaltungen statt; die Formate reichen von Lesungen, Theateraufführungen, Opernvorstellungen, Konzerten, Ausstellungen bis zu Tagungen und Ringvorlesungen – eine Übersicht hierzu bietet der Veranstaltungskalender des E.T.A. Hoffmann-Portals der Staatsbibliothek zu Berlin.

Im Rahmen unserer Schwerpunkt-Ausgabe führen mehrere Essays und Rezensionen sowohl belletristischer als auch wissenschaftlicher Neuerscheinungen das vielfältige Nachwirken Hoffmanns vor Augen. Einleitend verschafft Klaus Kanzog, emeritierter Professor für Literaturwissenschaft und Hoffmann-Enthusiast im Alter von 95 Jahren, in seinem Essay „Faszination E.T.A. Hoffmann“ einen Überblick über biographische Aspekte sowie über zentrale Themen in Hoffmanns Werk und in der Hoffmannforschung. Einen umfangreichen Überblick über E.T.A. Hoffmanns Leben, ausgewählte Erzählungen und diverse Neuerscheinungen (Wissenschaft, Belletristik, Hörbuch) verschafft auch Manfred Orlick in seinem Essay „Die Verknüpfung der alltäglichen mit der phantastischen Welt". In einem weiteren Essay, „Vom Ordnen der Dinge. Zu E.T.A. Hoffmanns Erzählung Der Elementargeist“, liest die Literaturwissenschaftlerin Celina Imm die von ihr beleuchtete Erzählung als einen Versuch Hoffmanns, neue Textkreationen durch Kombinationen von Intertexten zu erschaffen.

Dass mit E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann eine berühmte Erzählung gerade heute auf visueller Ebene faszinieren kann, führt der ukrainisch-deutsche Künstler Vitali Konstantinov mit seiner Graphic Novel Der Sandmann. Nach E.T.A. Hoffmann (rezensiert von Dennis Schäfer) vor. E.T.A. Hoffmann als literarische Figur, die jugendlichen und erwachsenen Leser*innen des 21. Jahrhunderts zugänglich ist, zeichnet Andreas Ulich in seinem historischen Roman Benfatto (besprochen von Anna Köbrich), in dem Hoffmann einem Waisenjungen namens Chrys(ostomos) im Jahre 1812 in Bamberg als Mentor zur Seite steht. E.T.A. Hoffmanns Warschauer Wohnorte und Wirkungsstätten nimmt der Hoffmann-Kenner Peter Lachmann in seiner Studie „Ich bin ein Spieler, der das Letzte auf eine Hoffnung wagt“. E.T.A. Hoffmann in Warschau 1804–1807 (besprochen von Peer Jürgens) in den Blick.

Den Grundzügen von Hoffmanns Schreiben ist die Studie Perspektivische Ambiguitäten. E.T.A. Hoffmann, poetologisch gelesen der Literaturwissenschaftlerin Kaltërina Latifi (rezensiert von Peer Jürgens) gewidmet; Dieter Kampmeyer setzt sich in Lebens-Skripte. E.T.A. Hoffmanns ‚Der Sandmann‘ und ‚Die Elixiere des Teufels‘ (rezensiert von Sebastian Brass) mit den jeweiligen Erzählerfiguren und narrativen Formungen auseinander. In Caroline Schuberts Dissertation Defiguration der Schrift. Tintenkleckserei, Makulatur und Schreibfehler bei E.T.A. Hoffmann und Nikolaj Gogol‘ (besprochen von Maximilian Kloppert) stehen vermeintliche Fehlleistungen wie Tintenkleckserei, Makulatur und Schreibfehler als Phänomene im Zentrum, die Materialität ausstellen; zudem werden Bezüge zwischen Früh- und Gesamtromantik hergestellt. 

Hingewiesen sei an dieser Stelle noch auf personelle Neuerungen in der Essener Redaktion Gegenwartskulturen: Vera Kostial, die die Redaktion seit April 2018 engagiert, zuverlässig und mit großem Geschick koordiniert hat, widmet sich seit März 2022 anderen beruflichen Herausforderungen in der Verlagsbranche. Seitdem koordiniert Dennis Borghardt zwischenzeitlich die Redaktion, bis Anna Köbrich, seit 2019 als Hilfskraft in der Redaktion tätig, zum 15.06. die Koordination übernehmen wird. Unterstützt wird Anna Köbrich dann von Eva Wenger als studentischer Mitarbeiterin. Vera Kostial und Dennis Borghardt sei an dieser Stelle für ihren Einsatz und ihre Verdienste sehr gedankt!

Ein Beitrag aus der Redaktion Gegenwartskulturen der Universität Duisburg-Essen