Anton Philipp Knittel beleuchtet im Marbacher Spurenheft 127 den Schriftsteller Ludwig Pfau und Heilbronn

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Ludwig Pfau, der in Heilbronn geborene Sohn eines Kunstgärtners, entscheidet sich gegen das Studium der Theologie und beginnt eine Gärtnerlehre, die ihn nach Paris führt. Dort entdeckt er die Literatur für sich und veröffentlicht 1842 seinen ersten Gedichtband. Ende 1847 gründet Pfau in Stuttgart das satirische Wochenblatt „Eulenspiegel“, das ab 1848 erscheint und schnell große Verbreitung findet. Der Herausgeber und Redakteur Pfau eckt mit seinen satirischen Texten als radikaler Demokrat immer mehr an. Nach der gescheiterten Revolution flieht er über die Schweiz in sein Pariser Exil, in dem er zehn Jahre bleibt, bevor er 1863 nach Stuttgart zurückkehrt. Dort nimmt er den politischen Faden erneut auf und ist Mitbegründer der Württembergischen Demokratischen Volkspartei. Als Schriftsteller und Kunstkritiker gerät der Preußengegner, der stets dem Föderalismus das Wort redet, immer wieder mit der Regierung in Konflikt. So wird er etwa 1876 wegen Beleidigung der preußischen Regierung 1876 zu einer dreimonatigen Gefängnisstrafe verurteilt, die er in Heilbronn unter Anteilnahme großer Teile der Bevölkerung absitzt. An dem an Wechseln und unterschiedlichen Bewertungen reichen Leben, Nachleben und Werk des Dichters lassen sich somit eindrücklich die Bruchlinien der politischen Auf- und Umbrüche des 19. Jahrhunderts im Gefolge der 1848er Revolution ablesen.

Ludwig Pfaus Schriften wie auch seine Gedichte zeugen von eindringlicher Bildhaftigkeit, sensiblem Sprachgefühl und rhythmischer Stimmigkeit, weshalb nicht zuletzt zahlreiche Komponisten, darunter Giacomo Meyerbeer und Arnold Schönberg, Pfaus Strophen vertonten. Und sein „Badisches Wiegenlied“ erlebt eine Renaissance im Umfeld der Anti-Atomkraft-Demos und bleibt so im kulturellen Gedächtnis.

Im neuen, reich und mit aktuellen Abbildungen versehenen Heft der bibliophilen Marbacher Reihe SPUREN beleuchtet der Leiter des Heilbronner Literaturhauses Anton Philipp Knittel das alles andere als spannungsfreie Verhältnis der Stadt Heilbronn zu ihrem vorbestraften Ehrenbürger, dem Dichter, Revolutionär, Satiriker, Kunstkritiker und Journalisten Ludwig Pfau.

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Anton Philipp Knittel: Ludwig Pfau und Heilbronn.
Deutsche Schillergesellschaft, Marbach am Neckar 2021.
16 Seiten , 4,50 EUR.
ISBN-13: 9783944469652

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