Haben Sie Erfahrung?

Hannes Fricke verwendet die Reclam-Reihe „100 Seiten“ für einen teils analytischen, teils frei schwebenden Text über Jimi Hendrix – mit gemischten Ergebnissen

Von Sascha SeilerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Sascha Seiler

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Wo genau diese neue Reihe des Reclam-Verlages hinwill, ist noch nicht ganz klar; die Themen der Bände sind ebenso heterogen wie ihre Struktur. Auf dem Cover werden jeweils Stichworte bzw. Schlüsselbegriffe aufgelistet, an denen der Text sich dann entlanghangelt. Hannes Frickes Buch über Jimi Hendrix, der dieser Tage seinen 75. Geburtstag gefeiert hätte, wäre er nicht im Alter von 27 Jahren gestorben, scheint zunächst von ähnlich chaotischer Anordnung zu sein wie Klaus Theweleits dennoch spannender, vor einigen Jahren zum Anlass des Woodstock-Jubiläums erschienener Versuch, das Leben und Werk des legendären Gitarristen einzufangen. Doch nach und nach gibt sich Fricke doch einer recht geradlinigen Struktur hin, vor allem wenn er die bedeutendsten Songs des Musikers noch einmal seziert.

Unüblich für ein Buch über Popmusik ist die musikalische Fachkenntnis des Autors, dem es spielerisch gelingt, das ‚Genie‘ Hendrix vor allem technisch und musikhistorisch zu erklären. Das ist nichts Neues, aber gerade in einer Reihe, die vor allem dazu da ist, ein bekanntes Thema kurz und prägnant für alle interessierten Leser verständlich zu machen, ist es sicherlich ein zu lobendes Ergebnis. Ansonsten ist zu bemerken, dass es gerade die scheinbar frei zusammengefügten Kapitel sind, jene, in denen sich Fricke gedankliche Abschweifungen erlaubt, die Biografie des Musikers (sicherlich auch aus Platzgründen) immer wieder nur anreißt und sich letztlich zu Spekulationen über dessen Tod hinreißen lässt, die besonders viel Spaß bereiten. Dahingegen sind die Analysen der Songs zwar kenntnisreich, aber nicht sonderlich aufregend, da sie, aber auch das gehört wohl zum Konzept der Reihe, auf zu viele Allgemeinplätze rekurrieren.

Das sollte jedoch alles kein Anlass zur Kritik sein. Schließlich möchte Frickes Buch kein weiterer Beitrag zur Hendrix-Exegese sein, noch den geneigten Fan mit ihm zuvor nicht bekannten Fakten konfrontieren, sondern den Unkundigen, den Skeptikern und den bisher Gleichgültigen eine schnell zu lesende und trotzdem äußerst gelungene und kenntnisreiche Einführung bieten. Und das ist geglückt.

Ein Beitrag aus der Komparatistik-Redaktion der Universität Mainz

Titelbild

Hannes Fricke: Jimi Hendrix. 100 Seiten.
Reclam Verlag, Stuttgart 2017.
100 Seiten, 10,00 EUR.
ISBN-13: 9783150204368

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch