Alles ist Material

Jessica Durlacher schreibt in ihrer Erzählung „Schriftsteller!“ über sich und andere Autoren

Von Georg PatzerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Georg Patzer

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Als Frau eines berühmten Autors, die „auch schreibt“, hat man’s ja bekanntlich nicht leicht. Das merkt auch Tirza Danz. „Für mich ist Marvin nun mal der bessere Autor!“ ruft sie in die fröhliche Runde, als sie und ein Maler, der Verleger und drei Autoren zusammensitzen – peinliche Stille. Auch ihr Kurs in Kreativem Schreiben läuft nicht richtig, vorne fläzt sich immer Mahmud auf seinem Stühl, der nie mitschreibt und sie schließlich beschimpft und bedroht. Und dann sind da noch Ada Hammerstein und Rachel Salomon, die sie für eine Psychologiezeitschrift interviewen wollen, wie es sich als Tochter eines Holocaust-Überlebenden lebt. Das Treffen scheitert immer wieder, die Mails werden immer verworrener. Ada Hammerstein ist zudem der Name einer ihrer Figuren. Und dann stirbt sie auch noch. Sehr seltsam alles.

Schließlich ist da noch der deutsche Autor Axel Andel, der ein Buch mit dem gleichen Titel geschrieben hat wie sie, und dessen neues Buch verboten wurde, weil sich seine Ex-Freundin darin erkannt hat. „Alles ist Material“, ist Tirzas Credo, aber dann wird sie selbst zum Material, und das ist schon seltsam. „Schriftsteller!“ ist eine Schlüsselerzählung, der von Durlacher, ihrem Mann Leon de Winter und Maxim Biller handelt, eine Studie über Eitelkeiten und Verletzlichkeiten von Autoren und Verlegern, Missgunst und Intrigen. Nichts aufregendes, aber ganz unterhaltsam, wenn man sich für das Innenleben von Autoren interessiert.

Titelbild

Jessica Durlacher: Schriftsteller! Erzählung.
Diogenes Verlag, Zürich 2008.
128 Seiten, 7,90 EUR.
ISBN-13: 9783257237849

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