Nicht so sehr geschmackvoll

Bernd Geislers Regionalkrimi „Der geschmackvolle Tod“ fällt flach

Von Heike HendersonRSS-Newsfeed neuer Artikel von Heike Henderson

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Eigentlich war es eine gute Idee. Der Autor wählt einen Titel, ein Konzept und den Handlungsort, dann gibt es eine interaktive Serie von Lesungen in einem italienischen Restaurant, und die Zuhörer können mitbestimmen, wie es weitergeht. Zu jeder Lesung gibt es italienische Köstlichkeiten, und das Restaurant selber wird eine nicht unwichtige Rolle im fertigen Mafia-Krimi spielen.

So weit, so gut. Die kulinarischen Lesungen waren gut besucht und haben Spaß gemacht, und die Zuhörer hatten reichlich Gelegenheit, nicht nur ihre Ideen in den Plot mit einzubringen, sondern auch als Nebenpersonen im Roman zu erscheinen.

Das Resultat, eine stark klischeebeladene und unglaubwürdige Erpressergeschichte, ist jedoch leider alles andere als befriedigend. Die Charaktere sind eindimensional und uninteressant, die Handlung ist überzogen und schwer nachvollziehbar, und die Dialoge strotzen nur so von Plattitüden und Ungereimtheiten. Nervige Macken wie ein Kriminalhauptkommissar, der Adjektive nur als Superlative gebrauchen kann (wirklichst, äußerst geschmackvollst), und eine mit Schuhen um sich schmeißende Mafia-Chefin, deren Sprache sich auf kurze Ausrufe wie „Katastrophe, Katastrophe“ beschränkt, sind da erst der Anfang.

Das Konzept liegt im Trend, Kulinarisches verkauft sich gut, aber die Qualität der Sprache und Handlung lässt stark zu wünschen übrig. Vielleicht wurde die Geschichte in Anbetracht des doch recht kurzen Lesungszyklus zu schnell runtergeschrieben; das fertige Buch nach nur vier Monaten bei der letzten Lesung zum Verkauf anbieten zu wollen, war wohl doch etwas zu ambitioniert. Die Teilnehmer der Lesungen mögen die schnelle Produktion zu schätzen gewusst haben, die restlichen Leser hätten ganz bestimmt von einer sorgfältigeren Überarbeitung profitiert.

Und in Bezug auf das kulinarische Element dieser sogenannten Krimiköstlichkeit? Das beschränkt sich auf die ständige Erwähnung des italienischen Restaurants, in dem die Lesungen stattfanden und die Hauptpersonen speisen, und auf die Todesart der Opfer, die mit Hilfe von Essen ermordet werden. Wobei Mousse au Chocolat zumindest noch in die Kategorie „geschmackvoll“ einzuordnen ist, aber mit Mayonnaise gemischte Currysoße? Das ist so geschmacklos wie das ganze Buch.

Titelbild

Bernd Geisler: Der geschmackvolle Tod. Eine Krimiköstlichkeit.
Gardez Verlag, Remscheid 2010.
235 Seiten, 9,90 EUR.
ISBN-13: 9783897962163

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