Deserteur ja, ‚Waldgänger‘ nein

Jörg Döring, Felix Römer und Rolf Seubert deuten Alfred Anderschs „Kirschen der Freiheit“ im militärgeschichtlichen Kontext

Von Norman ÄchtlerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Norman Ächtler

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

„Der berühmteste Deserteur der Wehrmacht“ – so war der ganzseitige Aufmacher des Feuilletons der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 3. Juli 2014 überschrieben. Es war der Beitrag der FAZ zum Zentenarium von Alfred Andersch (4.2.1914 – 21.2.1980). Freigeschaltet wurde der Aufsatz eine Woche später auch in der Online-Ausgabe. Bemerkenswert ist die veränderte paratextuelle Rahmung des identischen, von Jörg Döring und Rolf Seubert verfassten Textes. Ins Auge fällt sogleich die Titelvariante; das ursprüngliche Rhema wird zur Frage: „War der berühmteste Deserteur der Wehrmacht keiner?“ Der Teaser bleibt in beiden Fassungen weitgehend identisch: „Im Juni 1944 setzt sich Alfred Andersch von seiner Einheit ab und gerät in Kriegsgefangenschaft. Aber stimmt die Geschichte, die der Schriftsteller in seinem Roman ‚Die Kirschen der Freiheit‘ erzählt hat, überhaupt? Eine Recherche.“[1]

Unterschiedlich ist dann wieder die Gliederung des Aufsatzes. Anstelle der spärlich gestreuten Initialen der Printversion sind in FAZ.net zahlreiche Zwischentitel gesetzt. Der scrollende User bleibt hängen an Auszeichnungen wie „Zweifel an Anderschs Darstellung“, „Desertionsgeschichte nur Widerstandslegende?“, „Keine namentliche Nennung in Kriegsakten“. Dieser redaktionelle Eingriff ist zunächst mit den anders gearteten Rezeptionsbedingungen des Online-Journalismus zu erklären: Die Aufmerksamkeitsspanne beim Surfen ist eher gering und die optischen Reize der Webseiten sind vielfältig. Aus diesem Grund gehört die stärkere Strukturierung durch suggestive, mithin „reißerische“ Eyecatcher zu den basalen Gestaltungsmitteln für Online-Texte. Auch der Umbau der Schlagzeile lässt sich als eine redaktionelle Strategie verstehen. In Kombination mit der Nennung des prominenten Autors im Übertitel dient die suggestivere Frageform der Spannungssteigerung.

Die paratextuelle Gestaltung wirkt sich aber auch noch auf einer anderen Ebene aus. Über die rezeptionsheischende Funktion hinaus entfalten Titel und Zwischentitel auch eine rezeptionssteuernde Suggestivkraft. Das Zusammenspiel von Schlagzeile („War der berühmteste Deserteur der Wehrmacht keiner?“), Teaser („Aber stimmt die Geschichte […] überhaupt?“) und Auszeichnungen („Zweifel an Anderschs Darstellung“) legt ein dichtes semantisches Netz des Verdachts über den eigentlichen Aufsatz. Der Effekt mag sein, dass der Nutzer zu lesen beginnt. Unweigerlich hat die paratextuelle Rahmung allerdings eine bestimmte lektüreleitende Erwartungshaltung provoziert: Einmal mehr wird Andersch zum Verdachtsfall. Liest man die Paratexte darüber hinaus als rhetorische Fragen, dann deutet sich die Lösung des Falls vermeintlich bereits im Textrahmen an: Der erklärte Deserteur war in Wirklichkeit gar keiner.

Es stellt sich nun die Frage, inwieweit die aufmerksamkeitsheischende Semantik des Rahmens den Text selbst wiederspiegelt: Welche Variante des paratextuellen Komplexes – die nüchterne Print- oder die reißerische Online-Version – wird dem inhaltlichen Gehalt des eigentlichen Aufsatzes gerechter? Die Überlegung drängt sich vor allem deshalb auf, weil es sich bei dem Artikel selbst um den zentralen Bestandteil einer Rahmenkonstruktion, um einen ‚Epitext‘ im Sinne Gérard Genettes handelt. Mit ihm bereiteten Döring und Seubert die Publikation jenes Bands vor, der im Folgenden besprochen werden soll: Das zusammen mit dem Historiker Felix Römer verfasste Buch „Alfred Andersch desertiert – Fahnenflucht und Literatur (1944 – 1952)“, das in diesem Frühjahr beim Verbrecher Verlag Berlin erschienen ist.

Im Buchtitel findet sich die Suggestivfrage des digitalen Epitextes nun wieder zurückgenommen zum eindeutigen Aussagesatz. Artikel, Online-Variante, Monographie – es wird dem Leser spannend gemacht: Ist Andersch nun oder nicht? Zeit für die (Re-)Lektüre. Im Abgleich mit dem Sachbuch stellt sich schnell heraus, dass die Autoren in ihrem Artikel die wichtigsten, auf Andersch direkt bezogenen Ergebnisse des Buchprojekts vorweggenommen haben. Und es wird klar, dass die paratextuelle Suggestion der Online-Variante den flüchtigen Leser leicht aufs Glatteis führen kann. Die Online-Redaktion macht sich hier eine Haltung und die dazu gehörige Rhetorik zunutze, die den wissenschaftlich-publizistischen Diskurs um Alfred Anderschs Werkbiografie in den letzten zwei Jahrzehnten zunehmend geprägt hat.

Ausgelöst von W. G. Sebalds eifernder Polemik wurde Anderschs autobiografisch fundiertes Erzählwerk zum Gegenstand einer – unter anderem auch in diesem Rezensionsforum geführten[2] – heftigen Kontroverse, die das Verhältnis zwischen dem distinktiven Authentizitätsanspruch von Anderschs autobiografischem Schreiben und der im Nationalsozialismus tatsächlich gepflegten, wenig distinkten Lebenswirklichkeit verhandelt. Bekanntlich hatte Sebald 1993 Erkenntnisse der Biografie von Stephan Reinhardt (1990) über das mehr als opportunistische Verhalten Anderschs im „Dritten Reich“ zugespitzt zu einem Aufsehen erregenden moralischen Totalverdikt. Sebalds Invektive speiste sich vor allem aus der von Andersch in seinem als ‚Bericht‘ bezeichneten Erstling „Die Kirschen der Freiheit“ (1952) verschwiegenen Ehe mit der aus einer deutsch-jüdischen Familie stammenden Angelika Albert, von der er sich 1943 hatte scheiden lassen, um von der Reichsschrifttumskammer eine Publikationsgenehmigung zu erhalten. Von dieser Aufstörung angestoßen, hat sich die Andersch-Forschung der letzten Jahre weitgehend auf seine Vita aus der Zeit vor 1945 und ihre Darstellung in den autobiografischen Texten konzentriert.

Die neuere quellenbasierte, historiografisch ausgerichtete Forschung wird nun begleitet von zwei jeweils einseitig werkbezogenen Diskursen, die sich diametral gegenüberstehen. Insbesondere die unmittelbaren, teils ebenfalls harschen Reaktionen auf Sebalds Polemik zeichneten sich dadurch aus, dass sie den neuen biografischen Erkenntnissen sowohl für die Bewertung der kulturgeschichtlichen Relevanz von Anderschs literarischem Werk als auch für die Einzeltextanalyse eine größere Relevanz absprachen. Dies unter Berufung auf die „Differenz des Literarischen“ (Hans Höller), also auf Werkimmanenz einerseits und strukturalistische Verabschiedung des Autors als literaturwissenschaftliche Größe andererseits. Geflissentlich ignoriert wird Anderschs wiederholtes Insistieren auf die Übereinstimmung von Realvita und Autobiografik. Im Fahrwasser Sebalds kanalisierte sich demgegenüber ein Ansatz, der wiederum die literarische Dimension von (Anderschs) autobiografischen Texten ignoriert und darüber hinaus die Schlussfolgerungen der biografischen Forschung abschöpft, um sie auch auf fiktionale Texte kritisch zu applizieren. Aus dieser Perspektive werden Figuren, Handlungselemente, selbst Textstrukturen zu „Verdachtsmomenten“ (Lothar Baier), die nurmehr auf die Nöte einer Person im Zwiespalt von hohem Selbstwert- und tiefem Schuldgefühl hindeuten und folglich als literarische Strategien verdeckter Selbststilisierung und/oder -aufklärung im „Kampf mit den eigenen Verhaltensambivalenzen“ (Ed Mather) zu beschreiben sind. Dieser autorzentrierte Ansatz blendet den gestalterischen Facettenreichtum und die thematische Vielbezüglichkeit von Anderschs Gesamtwerk tendenziell zugunsten einer Engführung auf eine selbstbezügliche „Ästhetik der Scham“ und die eher fachfremde Wertkategorie der „Erzählmoral“ (Markus Joch) aus. Der fiktionale Text wird zum kriminalpsychologischen Indiz. Während die Vertreter einer allzu affirmativen Andersch-Apologetik aus guten Gründen mittlerweile weitgehend verstummt sind,[3] hat die Fraktion der vehementen Kritiker das Misstrauen jüngst zur Gretchenfrage eines Generationengestus innerhalb der Literaturwissenschaft erhoben[4] und treibt diese Herangehensweise inzwischen sogar, nun selbst hart an der Grenze wissenschaftlicher Lauterkeit, bis ins Denunziatorische.[5]

Der paratextuelle Umbau des Beitrags von Jörg Döring und Rolf Seubert gibt einen Hinweis auf die diskursive Dominanz dieser Haltung: der postulierte ‚Verdachtsfall Andersch‘ erfreut sich schon seit längerem der Medienwirksamkeit. Als redaktionelle Strategie ist der diskurskonforme Umbau nachvollziehbar – allerdings trifft der reißerische Tonfall weder den Duktus der publizistischen Hinführung noch der wissenschaftlichen Monographie und erst recht nicht den Gang der Untersuchung und die Art der Ergebnispräsentation.

Der erste positive Lektüreeindruck bezieht sich denn auch auf die angenehm sachliche und unprätentiöse Form der Darstellung. Das Buch liest sich ungemein gut und flüssig, um nicht zu sagen spannend. Es gelingt den Autoren, das Schriftmedium hinter seinem Inhalt zum Verschwinden zu bringen. Dies in Bezug auf eine literaturwissenschaftliche Publikation explizit anerkennend hervorzuheben, ist ebenfalls Reflex auf die geschilderten Aspekte der Andersch-Debatte. Anders etwa als bei dem in vielerlei Hinsicht ähnlichen Fall Erwin Strittmatter, dem allerdings von Anfang an eine besonnen sachliche Aufarbeitung zuteil wurde,[6] hat sich in Bezug auf Andersch bei einigen Kommentatoren ein Schreibstil eingeschlichen, der wissenschaftlichen Anspruch und feuilletonistische Nonchalance, moralische Überheblichkeit und rhetorische Selbstinszenierung auf enervierende Weise verquickt. Es ist zu hoffen, dass die historiografische Forschung mit „Alfred Andersch desertiert“ auch in Bezug auf das sprachlich-diskursive Niveau der Debatte einen bleibenden Akzent zu setzen vermag.

Sowohl die notorischen Andersch-Verächter unter seinen Exegeten, die aufgrund der Vorankündigung schon das zugehörige publizistische Waffenarsenal in Stellung gebracht haben dürften, als auch die allzu unkritischen Verteidiger, denen aus der Textgestaltung der Vorankündigung wieder nur ein wegzuklickendes verleumderisches „Literaturpfaffentum“ (Lothar Baier) entgegen geschlagen haben mochte, werden inhaltlich enttäuscht. Denn die Ergebnisse im Hinblick auf die Frage, ob Andersch nun desertiert ist oder nicht, sind wenig skandalisierbar.

Der Autorentrias Döring/Römer/Seubert geht es um eine quellengesättigte Überprüfung des Grads an Authentizität von Anderschs Report über seine Desertion aus der Wehrmacht 1944, den er in „Die Kirschen der Freiheit“ gibt, dem vom Autor stets als autobiografischer Schlüsseltext dezidiert aus dem Gesamtwerk herausgehobenen ‚Bericht‘. Allgemeiner Konsens besteht inzwischen darin, dass es sich um ein Beispiel hochgradig durchgeformter ‚Auto-Fiktion‘ handelt: Bestimmte Ereignisse aus der Autorbiografie finden sich selektiv und in literarisch ausgeschmückter beziehungsweise umgestalteter Form zu jenem vom erinnernden Erzähler-Ich behaupteten „unsichtbaren Kurs“ aneinandergereiht, der den Höhepunkt des ‚Berichts‘, die Desertion vorbereitet. Gemessen wird diese literarische Version des Lebenslaufs an Anderschs berüchtigtem Wahrheitspostulat: „Dieses Buch will nichts als die Wahrheit sagen, eine ganz private und subjektive Wahrheit. Aber ich bin überzeugt, daß jede private und subjektive Wahrheit, wenn sie nur wirklich war ist, zur Erkenntnis der objektiven Wahrheit beiträgt.“[7]

Das Problem mit diesem Diktum ist, dass die ‚private Wahrheit‘ allzu subjektiv ausfiel. Nach und nach wurden deshalb alle biografisch relevanten Passagen zum Gegenstand kritischer Überprüfung. Dies gilt neben der reklamierten Führungsposition im Kommunistischen Jugendverband und der Internierung im KZ Dachau[8] auch für die Desertion. In allen Fällen bestätigte die historiografische Quellenrecherche die fiktionalisierende Grundtendenz des Texts.

In Bezug auf die Desertion hatte schon der Biograf Stephan Reinhardt einem 1981 posthum veröffentlichten, in amerikanischer Kriegsgefangenschaft verfassten ersten Bericht Anderschs höheren Wahrheitsgehalt beigemessen.[9] Die Crux an diesem Nachlasstext mit dem Titel „Amerikaner – erster Eindruck“ (1944) ist jedoch, so betont die Autorentrias, dass die Gefangennahme hier gar nicht erkennbar als Desertion geschildert wird. Damit stehen zwei vom Autor als authentische Dokumente ausgewiesene Versionen einander zunächst einmal unvereinbar gegenüber. Eine Zwischenstufe stellt die Erzählung „Flucht in Etrurien“ (1950) dar. Wie die Verfasser zeigen, gehört die Erzählung, obwohl als fiktionaler Text angelegt, eindeutig zum autobiografischen Desertionskomplex, was sich u. a. darin zeigt, dass die Hauptfigur Werner Rott ein gebräuchliches alter ego des Autors darstellt und dass Andersch zahlreiche Passagen der Erzählung in „Die Kirschen der Freiheit“ überführt hat. In „Flucht in Etrurien“ geht es allerdings um eine in langen Gesprächspassagen zwischen drei Kameraden durchaus ambivalent bewertete Desertion zu zweit, mit tödlichem Ausgang, und nicht um einen solipsistischen Widerstandsakt im Sinne des ‚Berichts‘.

Die drei Texte miteinander in Zusammenhang zu bringen, liegt also auf der Hand: Welche literarische Version, so fragen die Autoren, kommt dem wirklichen Geschehen des 6. Juni 1944 am nächsten? Um diese Frage zu klären, unternehmen der Literaturwissenschaftler Döring, der Historiker Römer und der Erziehungswissenschaftler Seubert einen erstaunlichen Kraftakt. Ihre fast 300 Seiten starke Recherche wertet Aktenmaterial aus dem Freiburger Militärarchiv, der Deutschen Dienststelle Berlin sowie den National Archives in Washington und London aus. Minutiös werden Anderschs Angaben in „Die Kirschen der Freiheit“ zum italienischen Kriegsschauplatz, zur taktischen Lage, zu Sozialstruktur und Kampfmoral seiner Wehrmachtseinheit und natürlich zu seinem Marsch in die Hände der Amerikaner mit den militärgeschichtlichen Quellen abgeglichen. Doch dabei lässt es die Recherche nicht bewenden. Weit über die autorbezogene Zielsetzung hinaus ist eine vorbildlich interdisziplinäre Studie entstanden, die anhand einer ungemein aufschlussreichen Momentaufnahme vom italienischen Kriegsschauplatz 1944 die Problematik der Fahnenflucht aus der Hitler-Armee in ihren kriegs- und mentalitätsgeschichtlichen Kontext einbettet. Es gelingt den Autoren, die Situation, in der sich Anderschs Einheit im Juni 1944 befindet, mit fesselnder Plastizität zu rekonstruieren.

Über den Obergrenadier Andersch selbst erfährt man aus dem Quellenbestand leider nicht sehr viel. Neben der bereits von Reinhardt eingesehenen Kriegsgefangenenakte liegt einzig das Personendossier aus dem Vernehmungslager Fort Hunt vor, das Felix Römer im Rahmen seiner Monumentalstudie über die Verhör- und Abhörprotokolle des U.S.-Geheimdienstes aus amerikanischen POW-Camps erhoben und ausgewertet hat.[10] Als bislang unbekanntes Dokument präsentieren die Autoren zudem noch die Verlustliste von Anderschs Einheit, die bestätigt, dass Andersch – wie 16 weitere Soldaten – am 6. Juni 1944 als vermisst gemeldet wurde. Ob Andersch tatsächlich fahnenflüchtig geworden war, das ergibt sich allerdings aus keinem der erhaltenen Zeugnisse direkt, unter anderem deshalb, weil die Amerikaner in den Kriegsgefangenenakten dazu keine routinemäßigen Einträge machten. Die Fülle an herangezogenem Quellenmaterial ermöglicht es den Autoren jedoch, die zentrale Leerstelle derart zu flankieren, dass die von Andersch reklamierte Desertion glaubwürdig bleibt – und das auch, obwohl die historische Kontextualisierung den hohen Fiktionalisierungsgrad der literarischen Darstellung in „Die Kirschen der Freiheit“ einmal mehr deutlich belegt. Vor dem Hintergrund des oben bereits Angemerkten überrascht dieses Ergebnis nicht. Um die Spannung mit dem Resümee von „Andersch desertiert“ aufzulösen: „Die Auswertung aller verfügbaren historischen Quellen legt eine differenzierte Schlussfolgerung nahe. Wahrscheinlich ist Alfred Andersch im Juni 1944 tatsächlich von seiner Wehrmachtseinheit desertiert – allerdings wohl nicht als individualistischer Einzelgänger, wie er es in den ‚Kirschen der Freiheit‘ darstellte, sondern vermutlich eher im Kontext einer kollektiven Fahnenflucht, wie es der früheren Darstellung in seiner Erzählung ‚Flucht in Etrurien‘ entsprach.“

Demnach ist auch die Darstellung der Desertion weniger als authentischer Report denn als im Kern faktuales Teilergebnis des Prozesses kompositorischer Fiktionalisierung zu werten, der dem ‚Bericht‘ sein spezifisches Deutungsangebot verleiht. Als existentialistischer ‚Waldgänger‘ im Sinne Ernst Jüngers, als den Andersch seinen Ich-Erzähler inszeniert und als den ihn die zeitgenössische Kritik auch weitgehend wahrnahm, hatte Andersch in Wirklichkeit nicht gehandelt. Das ist bei weitem nicht so spektakulär, wie es FAZ.net hatte glauben machen wollen. Vielmehr fügt sich das herausgearbeitete Verhältnis von Fakt und Fiktion auch in Bezug auf die Fahnenflucht in das typische Muster autofiktionalen Schreibens bei Andersch.

So weit, so gut. Aber rechtfertigt dieses Ergebnis den Aufwand, der dafür betrieben wurde? Diese Frage kommt selbst dem durch die biografisch orientierte Andersch-Forschung kritisch geschulten Leser in den Sinn. Ist für das Verständnis von „Die Kirschen der Freiheit“ als einem – man mag es drehen wie man will – zuallererst literarischen Text wirklich von Relevanz, ob die in der Auto-Fiktion bemühten taktischen, soziologischen oder topografischen Details militärhistorisch korrekt angegeben sind?

Bejaht werden kann die Frage in Bezug auf die kriegsgeschichtlichen Aspekte, die für die Stilisierung der Desertion zum existentialistisch grundierten Widerstandsakt im engeren Sinne von Bedeutung sind. Wo zum Beispiel Andersch sich als „anarchistischer“ Solitär unter einer „Herde“[11] stumpfer, kampfgesinnter Jungspunde inszeniert, um die Fahnenflucht noch individualistischer erscheinen zu lassen, hatte es die Armee in Wirklichkeit mit einem zusammengewürfelten Haufen kaum kampferprobter, wenig ambitionierter Späteingezogener zu tun. Verwickelte Anderschs Schwadron die vorrückenden Amerikaner erst einen Tag nach dessen Desertion in ein Rückzugsgefecht, so gehört es zur existentialistischen Schlusspointe von Anderschs Darstellung, dass sich die – als Tat aus autonomer Entscheidung distinguierende  – Fahnenflucht taktisch eigentlich als sinnlos erweist, da die gesamte Einheit ohnehin noch vor dem Autor-Erzähler in Kriegsgefangenschaft geraten sei.[12] Solche narrativen Kniffe, das zeigen die Verfasser auf, stehen in bedeutsamem Kontrast zu den exakten Topographien, die der ‚Bericht‘ liefert: Die Autofiktion bettet eine fiktionalisierte Handlung ein in ein getreues Abbild des historischen Handlungsraums[13] und verleiht ihr dadurch den Anschein größtmöglicher Authentizität.

Auch in Bezug auf die Bewertung des Zusammenhangs zwischen „Die Kirschen der Freiheit“ und dem früheren Text „Amerikaner – Erster Eindruck“ erweist sich die Quellenauswertung als gewinnbringend. Wie die Autoren nachweisen, verdankte sich das anfängliche Verschweigen seiner Fahnenflucht nicht Anderschs höherer Bereitschaft zur Ehrlichkeit, sondern dem Gegenteil: Bis zum Kriegsende waren Deserteure innerhalb der Lagergesellschaft massiven Repressalien von Seiten NS-gläubiger Kameraden und Offiziere ausgesetzt, und auch die amerikanische Lagerverwaltung zeigte offenbar keine Sympathie für diese POW-Gruppe. Mit gutem Grund wird Andersch in seinem Report, der in Auszügen auch in einer Kriegsgefangenenzeitschrift abgedruckt wurde, die wahren Umstände seiner Gefangennahme mehrheitskonform verschleiert haben.

Damit ist der zweite Ansatz von „Alfred Andersch desertiert“ angeschnitten. Unter dem aus der Literaturdidaktik herrührenden Begriff des ‚Schreibanlasses‘ widmet sich die zweite Hälfte des Bands den Entstehungsbedingungen des literarischen Desertionskomplexes. Während sich der Zusammenhang von Text und Kontext in Bezug auf Anderschs frühesten Entwurf aus den historiografischen Analysen ergibt, ist für die Entstehung von „Die Kirschen der Freiheit“ Anderschs Schreibsituation um 1950 zu rekonstruieren. Dieses Kapitel lässt nun leider die methodisch-analytische Stringenz des ersten Teils vermissen. Bei aller Anerkennung der Gesamtleistung der Studie sei diese einzige nennenswerte Schwachstelle abschließend erläutert. Dies auch deshalb, weil hier eine zentrale exegetische Aporie aufscheint, die aus der Polarisierung des ‚Falls Andersch‘ resultiert: Der  autorzentrierten Forschung nach bietet den eigentlichen ‚Schreibanlass‘ für Andersch immer nur er selbst.

So reduzieren die Autoren Anderschs Beweggründe für die „Umarbeitung“ seiner Erzählung „Flucht in Etrurien“ zum Ich-‚Bericht‘ auf eine angebliche „Werkkonkurrenz“ mit Hans Werner Richter. Das ist so wenig plausibel wie es den Wirkungsabsichten des écrivain engagée Andersch gerecht wird. Angesichts der ansonsten so vorbildlich quellengesättigten Genauigkeit und quellenkritischen Sorgfalt der Darstellung überrascht die mangelnde methodische Konsequenz gerade dieses Kapitels, geht es hier doch um die Entstehung der eigentlich im Mittelpunkt der Studie stehenden „Kirschen der Freiheit“.

Zunächst einmal gehen die Autoren Richter auf den Leim, wenn sie dessen retrospektive Andersch-Kritik allzu leichtfertig für bare Münze nehmen.[14] Selbst ein begnadeter ‚Autofiktionalist‘,[15] war es Richter bekanntlich schon zu Lebzeiten gelungen, die Gruppe 47 als sein persönliches Lebenswerk nachhaltig zu mythifizieren. Tatsächlich erwuchsen die Differenzen zwischen Andersch und Richter vor allem aus einem anhaltenden Richtungsstreit um die Gruppe 47.[16] Der Briefwechsel und Richters „Tagebuch 1966 – 1972“ zeigen weit abgeklärter, dass der Austausch über Verfassung und Zukunft der Gruppe 47 in freundschaftlichem Gegensatz bis Ende der 1960er Jahre anhielt.[17]

Die Abwertung des bis weit in die 1950er Jahre hinein auch von Richter als informellen programmatischen Grundlagentext für die Gruppe 47 anerkannten Essays „Deutsche Literatur in der Entscheidung“ zum wenig mehr als geschickten selbst-exkulpatorischen und -erhöhenden Manöver Anderschs gehört zu den verbreitetsten unhistorischen Umdeutungen seiner Kritiker. Leider ignorieren auch die Verfasser den historisch-werkbiografischen Entstehungskontext. Die These: „Weil Brausekopf Richter ihm in polemischer Hinsicht längst die Show gestohlen hatte, musste sich Andersch gerade durch eine Umarmung der Inneren Emigranten zu profilieren suchen“, reduziert die literaturgeschichtliche Bedeutung dieses Essays auf die Funktion eines Renommierstücks im Literatenduell.

Tatsächlich formuliert Andersch mit seiner Generalapologie der Inneren Emigration und dem Brückenschlag zum Exil sowie zur eigenen Autorengeneration im Jahr des ersten und einzigen gesamtdeutschen Schriftstellerkongresses eine Einladung zur Bildung einer antifaschistischen Einheitsfront aller „Gutwilligen“[18]. Anderschs „literaturdiplomatischer Drahtseilakt“ ist nicht „verblüffend“, wenn man in dem Text bereits das Programm der diskursiven Inklusion und der offenen Aussprache über weltanschauliche Gräben hinweg erkennt, das Andersch aus den re-education-Kursen der U.S.-Kriegsgefangenenlager mitgebracht hatte.[19] Der Essay bereitet vor, was ein Jahr später Grundlage seiner Arbeit als Rundfunkredakteur werden und das „Abendstudio“ des HR zur thematisch facettenreichsten und kontroversesten Sendereihe im westdeutschen Rundfunk und zu einem Meilenstein der Etablierung einer demokratischen Öffentlichkeit machen sollte.[20]

Anderschs Rezension von Richters Erfolgsroman „Die Geschlagenen“ (1949) sollte nicht vorschnell als strategischer Verriss gelesen werden. Abgesehen von der grundsätzlichen Ablehnung der politischen „Tendenz“ des Romans, ist sie im Gegenteil ein typisches Dokument für die Selbstinszenierung der frühen Gruppe 47, das die Praxis der Werkstattkritik ins publizistische Medium überführt. Deutlich wird dies in der Zusammenschau mit Anderschs zeitgleich gesendetem Rundfunkfeature zur Gruppe 47, in dem er ebenfalls auf „Die Geschlagenen“ zu sprechen kommt. Unter anderem an diesem Beispiel wird dort das Nebeneinander unterschiedlicher ästhetischer Positionen und politischer „Tendenzen“ zum entscheidenden Charakteristikum der Gruppe erklärt. Die poetologisch gewendeten Begrifflichkeiten wie „Reportage“, „Bericht“ oder „Journalismus“ sind nicht abwertend gemeint, sondern bilden das Ferment der literaturtheoretischen Überlegungen aus dem „Ruf“. Im Feature wird der Roman entsprechend als „sehr starkes Beispiel“ für eine Literatur auf dem Weg zum „politischen Roman als Kunstform“ hervorgehoben.[21]

Dies zu berücksichtigen ist wichtig für die letzte fragwürdige Argumentation der Verfasser zur Entstehung der „Kirschen der Freiheit“, wonach Andersch den Text bewusst als „Überbietung“ von Richters Roman angelegt habe. Die Frage der gänzlich unterschiedlichen Gestaltung der beiden Texte ist jedoch weniger aus einer persönlichen Konkurrenzsituation heraus zu klären, sondern eher aus dem Kontext der Frühphase der Gruppe 47, in der die Autoren mit Formen realistischen Schreibens experimentierten. Das Spiel mit unterschiedlichen Erzählertypen gehörte dazu, im Übrigen auch für Richter.[22] In der zeitgenössischen Wiederbewaffnungsdebatte scheinen die Autoren dagegen keinen Schreibanlass für Andersch zu finden und erst recht nicht für die provokative narrative Konstruktion des Texts.[23] Die Aufregung, für die Anderschs literarisches Debüt in den Feuilletons sorgte, wirkt in der angebotenen Auslegung wie ein nicht intendierter, für einen literarischen Newcomer aber umso förderlicherer Nebeneffekt. Dabei belegt das Sendeportfolio des „Abendstudios“ zum Beispiel hinreichend, wie nah Andersch als Autor und Redakteur am Zeitgeschehen beteiligt war.

Dies kann und soll hier nicht vertieft werden. Was deutlich werden soll – und deswegen diese abschließenden kritischen Ergänzungen zum besagten Kapitel –  ist, nochmals: Die Ausblendung des bis zum Ende der 1950er Jahre wichtigsten Bereichs der Werkbiografie, das gesellschaftskritische Engagement des als ‚Radiomacher‘ und Publizist 1952 bereits bundesweit anerkannten öffentlichen Intellektuellen blendet eine wichtige Funktionsebene des literarischen Charakters von Anderschs „Kirschen der Freiheit“ aus und führt zu einem schiefen Bild nicht nur der Textgenese, sondern auch des Entstehungskontexts im weiteren Sinn.

Man muss den Verfassern der Studie natürlich zugute halten, dass das eigentliche Augenmerk der Quellenerhebung klar auf der Ereignisgeschichte des Kriegsjahres 1944 liegt. In dieser Leistung hat der Band bleibende Impulse für die werkbiografische Forschung zu Andersch und im Allgemeinen gesetzt. Es ist ja gerade das hohe Niveau des historiografischen Teils, das eine ähnlich breit ausfallende Perspektive auf die Nachkriegszeit vermissen lässt. An dieser Stelle zeigt sich dafür, dass selbst versierte Literaturhistoriker vor inzwischen allzu populär gewordenen biografischen Kurzschlüssen nicht gefeit sind. Das ist, gemessen am Gesamtverdienst des Bandes, schade – kann aber hoffentlich auch motivierend wirken: „Alfred Andersch desertiert“ lässt sich empfehlen als eine beispielgebende Aufforderung an alle wirklich werkbiografisch interessierten Forscher, den Archiven auch für Anderschs Nachkriegswerk und -vita neue Bedeutung beizumessen.

[1] Vgl. Jörg Döring/Rolf Seubert: Alfred Andersch – War der berühmteste Deserteur der Wehrmacht keiner?, in: FAZ.net (10.07.2014) http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/autoren/war-alfred-andersch-doch-kein-deserteur-13023358.html (29.07.2015) gegenüber Jörg Döring/Rolf Seubert: Der berühmteste Deserteur der Wehrmacht, in: FAZ (03.07.2014), S. 12.

[2] Vgl. u. a. den Sonderteil der Ausgabe 2/2014 von literaturkritik.de anlässlich von Anderschs 100. Geburtstag https://literaturkritik.de/public/inhalt.php?ausgabe=201402 (31.07.2015).

[3] Vgl. zuletzt noch Fridolin Schley: Kataloge der Wahrheit. Zur strategischen Inszenierung von Autorschaft bei W. G. Sebald, Göttingen 2012.

[4] Vgl. Markus Joch: „Albert und ich“ – Wie Alfred Andersch emotionalisierte und was davon zu halten ist, in: Jan Süselbeck (Hrsg.): Familiengefühle. Generationengeschichte und NS-Erinnerung in den Medien, Berlin 2014, S. 67-105.

[5] Vgl. die verleumderische Attacke auf Anderschs Tochter in Uwe Schütte: Interventionen. Literaturkritik als Widerspruch bei W. G. Sebald, München 2014, S. 473/474 (FN 116).

[6] Der Publizist Werner Liersch hatte Strittmatter 2008 die verschwiegene Beteiligung an Kriegsverbrechen nachgewiesen, die Biografie von Annette Leo konnte dies – wie auch weitere Anpassungsleistungen des Autors im NS – anhand des Nachlasses verifizieren (vgl. Annette Leo: Erwin Strittmatter. Die Biografie, Berlin 2012), ein wissenschaftlicher Sammelband kontextualisierte diese Ergebnisse dann innerhalb der Werkbiografie (vgl. Carsten Gansel/Matthias Braun (Hrsg.): Es geht um Erwin Strittmatter oder Vom Streit um die Erinnerung, Göttingen 2012).

[7] Alfred Andersch: Die Kirschen der Freiheit (1952), in: Ders.: Gesammelte Werke Bd. 5, Zürich 2004, S. 327-413, hier: S. 373.

[8] Vgl. Johannes Tuchel: Alfred Andersch im Nationalsozialismus, in: Marcel Korolnik/Annette Korolnik-Andersch (Hrsg.): Sansibar ist überall. Alfred Andersch: Seine Welt – in Texten, Bildern, Dokumenten, München 2008, S. 31-41; Rolf Seubert: „Mein lumpiges Vierteljahr Haft…“ Anderschs KZ-Haft und die ersten Morde von Dachau, in: Jörg Döring/Markus Joch (Hrsg.): Alfred Andersch ‚revisited‘. Werkbiographische Studien im Zeichen der Sebald-Debatte, Berlin/Boston 2011, S. 47-146.

[9] Vgl. Stephan Reinhardt: Alfred Andersch. Eine Biographie, Zürich 1990, S.104.

[10] Vgl. Felix Römer: Kameraden: Die Wehrmacht von innen, München 2012; Ders.: Alfred Andersch abgehört. Kriegsgefangene ‚Anti-Nazis‘ im amerikanischen Vernehmungslager Fort Hunt, in: VfZ 58 (2010), S. 563–598.

[11] Andersch (Anm. 7), S. 370, 393.

[12] Zu Anderschs Rezeption existenzphilosophischer Strömungen der Nachkriegszeit und ihren Niederschlag in der narrativen Gestaltung der „Kirschen der Freiheit“ vgl. Norman Ächtler: Generation in Kesseln. Das Soldatische Opfernarrativ im westdeutschen Kriegsroman 1945 – 1960, Göttingen 2013, bes. S. 110-135.

[13] Die Route des Deserteurs hat Winfried Stephan in einer Fotoreportage nachvollzogen (vgl. Winfried Stephan (Hrsg.): Die Kirschen der Freiheit von Alfred Andersch. Materialien zu einem Buch und seiner Geschichte, Zürich 2002, S. 23-35.).

[14] Vgl. Hans Werner Richter: Im Etablissement der Schmetterlinge. Einundzwanzig Portraits aus der Gruppe 47, München 1986, S. 28-44.

[15] Vgl. Rhys W. Williams: Survival without compromise? Reconfiguring the Past in the Works of Hans Werner Richter and Alfred Andersch, in: Neil H. Donahue (Hrsg.): Flight of Fantasy – New Perspectives on Inner Emigration in German Literature, 1933-1945, New York/Oxford 2003, S. 211-222.

[16] Vgl. Irene Heidelberger-Leonard: Zur Dramaturgie einer Abwesenheit – Alfred Andersch und die Gruppe 47, in: Stephan Braese (Hrsg.): Bestandsaufnahme. Studien zur Gruppe 47, Berlin 1999, S. 87-101.

[17] Vgl. Hans Werner Richter: Mittendrin. Die Tagebücher 1966 – 1972, München 2012; Ders.: Briefe, München/Wien 1997.

[18] Alfred Andersch: Deutsche Literatur in der Entscheidung (1947), in: Ders.: Gesammelte Werke Bd. 8, Zürich 2004, S. 187-218, hier: S. 218.

[19] Vgl. Nina Verheyen: Diskussionslust. Eine Kulturgeschichte des „besseren Arguments“ in Westdeutschland, Göttingen 2010, S. 240.

[20] Vgl. dazu Monika Boll: Nachtprogramm. Intellektuelle Gründungsdebatten in der frühen Bundesrepublik, Münster 2004.

[21] Vgl. Alfred Andersch: Gruppe 47 – Fazit eines Experiments neuer Schriftsteller (1949), in: Andersch (Anm. 18), S. 227-252, hier: S. 237.

[22] Während Andersch im Übergang von „Flucht in Etrurien“ zum ‚Bericht‘ vom heterodiegetischen zum autodiegetischen Erzähler kommt, verlief die Werkgenese der „Geschlagenen“ gerade umgekehrt: Den Kern des Romans hatte Richter bereits 1947 in einem Augenzeugenbericht für die Zeitschrift „Volk und Zeit“ präsentiert, in der auch Anderschs „Literatur“-Essay vorabgedruckt wurde. Im Roman hat er sich dann allerdings für einen heterodiegetischen Erzähler und eine alter-ego-Figur entschieden. Vgl. Hans Werner Richter: Wir waren allein … Der Weg eines Deutschen von Deutschland nach Deutschland, in: Volk und Zeit 12/1947, S. 357-361.

[23] Vgl. aber dazu z. B. Helmut Peitsch: „Was geschieht, wenn […] neben den üblichen Generals-Memoiren das Buch eines Deserteurs erscheint?“ Alfred Anderschs Kirschen der Freiheit im Kontext, in: Lars Koch/Marianne Vogel (Hrsg.): Imaginäre Welten im Widerstreit. Krieg und Geschichte in der deutschsprachigen Literatur seit 1900, Würzburg 2007, S. 250-270.

Titelbild

Jörg Döring / Felix Römer / Rolf Seubert: Alfred Andersch desertiert. Fahnenflucht und Literatur 1944-1952.
Verbrecher Verlag, Berlin 2015.
288 Seiten, 22,00 EUR.
ISBN-13: 9783943167986

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