Hin- und hergerissen

Der Debütroman "Hin und weg" von Ethan Hawke liegt jetzt als Taschenbuch vor

Von Inga SchmidtRSS-Newsfeed neuer Artikel von Inga Schmidt

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Sie gehen doch ins Kino, oder schauen wenigstens ab und zu fern? "Club der toten Dichter". Der schüchterne, neue Internatsschüler. Immer noch nicht? "Reality Bites - Voll das Leben". "Before Sunrise". Sie wissen nicht, von welchem Schauspieler ich spreche? Dann sind Sie wohl ein Mann. Oder eine Frau - weit jenseits der Dreißig. Aber den Film "Gattaca" haben Sie gesehen, nicht wahr? Ja, genau, mit Uma Thurman. Und der hübsche Kerl an ihrer Seite, das ist Ethan Hawke. Sie hatten nur Augen für Uma Thurman? Verständlich. Wir Frauen hätten unseren Blick nicht eine Sekunde von Ethan abgewandt, wenn wir es nicht besser wüßten. Aber Frauen haben ihre Konkurrenz immer im Blick. Denn die zwei sind ein verheiratetes Paar und zwar nicht auf der Leinwand, sondern im wahren Leben.

Sie wissen jetzt, wer Ethan Hawke ist: ein ziemlich attraktiver Bursche und dazu als Schauspieler auch noch außerordentlich talentiert. Als die amerikanischen Literaturkritiker 1996 davon Wind bekamen, dass der damals 25-jährige einen Roman veröffentlichen wird, wetzten sie die Messer. Vergeblich, denn das Ergebnis war: gut. Nicht brillant, aber es hält den Vergleich mit dem Output gleichaltriger Autoren stand.

Aus der Sicht des 20-jährigen Schauspielers William Harding wird das unvergessliche Abenteuer der ersten großen Liebe geschildert: "Ich traf Sarah in einer Bar, dem Bitter End. Es war am 15. August. Rückblickend würde ich gern sagen, daß es Liebe auf den ersten Blick war, aber in Wahrheit war sie vermutlich nur ein interessanter Kontrast zu den beiden Frauen, mit denen ich damals ausging."

Aber sie erwischt ihn doch, die Liebe, und dann um so heftiger. Mit all den Unsicherheiten, der Neugier, den Selbstzweifeln, der Prahlerei, der Aufgeregtheit und den magischen Augenblicken, die verbinden, die einen noch intensiver fühlen lassen, die man nie mehr vergisst. Auch dann nicht - vor allem dann nicht - wenn man vergessen will. Und dass auch dieser Moment kommt, erfährt der Leser, bevor er es überhaupt ahnen kann. Heißt es doch am Ende des ersten Kapitels: "Ich hatte nicht die Frau getroffen, mit der ich alt und grau werden würde - ich war zwanzig, und als ich einundzwanzig war, hatte ich ein gebrochenes Herz."

Selbstkritisch erzählt William aus der Retrospektive von seiner Liebe zu der kapriziösen Sängerin Sarah. Ethan Hawke wählt eine klare, direkte Sprache, man spürt die Trauer, das Bedauern und die Hilflosigkeit des Ich-Erzählers, wenn er versucht, Sarah zu verstehen. Die prosaischen Ausführungen Williams wirken wie ein Schutzschild - die Angst, verletzt zu werden, das Gefühl der Verlorenheit und nicht zuletzt die Gewissheit, versagt zu haben, werden so deutlich.

Natürlich kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Roman autobiographisch gefärbt ist, aber das schadet der Geschichte nicht - obwohl die eine oder andere ganz sicher zugeben muß, sich das Buch nur gekauft zu haben, weil eben Ethan Hawke es geschrieben hat.

Titelbild

Ethan Hawke: Hin und weg. Aus dem Amerikanischen von Kristian Lutze.
Ullstein Verlag, Berlin 1999.
208 Seiten, 7,60 EUR.
ISBN-10: 3548245897

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