Martin Lowsky und Georg Osterfeld bringen mit „Der Gaukler und der Träumer“ ein Buch über Lebensfreude, Lebensliebe und humanistische Religion bei Erich Fromm und Karl May heraus

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Es geht hier, kurz gesagt, um das Glück des Menschen; im Mittelpunkt stehen Karl May (1842–1912), der Abenteuerschriftsteller und Autor eines ambitionierten Spätwerks, und Erich Fromm (1900–1980), der Psychologe und Humanist. Beide sind traditionell erzogen worden, der eine im Protestantismus, der andere im Judentum, und sie haben sich im Laufe ihres Schaffens zu einer liberalen und am Menschen orientierten Religiosität bekannt. Hierzu gehört auch die Liebe zum Leben und Lebendigen in all seinen Schattierungen und Widersprüchen, die Fromm Biophilie genannt hat.

Karl May setzt sich in seinen Fantasien von exotischen Ländern und großen Abenteuern für Minderheiten ein, Erich Fromm (der May geschätzt hat) beklagt in der Kunst des Liebens und Haben oder Sein die Verkümmerung des modernen Menschen in der Marketing-Gesellschaft. Beide wünschen sich den neuen Menschen; May nennt dieses Ideal (in Anspielung auf Goethe) Edelmensch, Fromm spricht vom biophilen Charakter. Solche Idealisierungen klingen naiv, doch hier wie dort gründen sie auf reicher literarischer Aktivität und persönlicher Erfahrung. Dies legt das Buch in vier Kapiteln dar.

Für beide Autoren ist echte Religion immer eine Religion der Liebe. Beim späten May heißt es, Zivilisieren sei ein Terrorisieren, und bei Fromm steht der Satz: „Gott, das bin ich, insofern ich menschlich bin.“ Es zeigt sich hier eine emanzipatorische Tradition, in der auch Albert Schweitzer und Ernst Bloch stehen.  

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Martin Lowsky / Georg Osterfeld: Der Gaukler und der Träumer. Biophilie und humanistische Religion bei Karl May und Erich Fromm.
Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg 2021.
175 Seiten , 19,80 EUR.
ISBN-13: 9783826072772

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