Alfred Nobel

Der erfolgreiche Erfinder des Dynamits, der gescheiterte Dichter und seine vergebliche Liebe zur Pazifistin Bertha von Suttner

Von Simone FrielingRSS-Newsfeed neuer Artikel von Simone Frieling

I.

Er war reich an Erfindungsgabe und arm an Freuden. Seine technische Intelligenz brachte ihm 355 Patente ein und machte ihn zeitweise zum reichsten Mann Europas. Seine Sprachbegabung ließ ihn in Petersburg, Paris, London, Hamburg und San Remo gleichermaßen zu Hause sein. Er verkehrte in den elegantesten Salons, sprach mit Künstlern und Wissenschaftlern. Kurz: er war ein Weltbürger, dem es an nichts mangelte außer an Liebe und Vertrauen. Je berühmter er wurde, desto einsamer fühlte er sich. Seine unerwiderte Liebe zu Bertha Kinsky, der späteren Frau von Baron Arthur von Suttner, schmerzte ihn ein Leben lang. Das achtzehn Jahre währende Verhältnis zu der Wiener Blumenverkäuferin Sofie Hess verstärkte seine innere Einsamkeit. Die Geliebte war ihm in keiner Weise ebenbürtig, der Briefwechsel zwischen beiden ist ein Zeugnis der Trostlosigkeit. Die emotionale Kargheit machte Nobel zu einem freudlosen, depressiven Menschen, der gegen sich und andere fortwährend Anklage erhob. Sein Geld, das die meisten ihm neideten und für sich begehrten, verstärkte sein Misstrauen gegen jeden Menschen, mit dem er zusammen kam. Nathan Söderblom, der lutherische Theologe, formulierte es in seiner Trauerrede so: „Es gehörte ohne Zweifel zu seines Lebens Maß an Einsamkeit und Leiden, daß er in den Augen der Menschen zu sehr als der reiche und bemerkenswerte Mann und zu wenig als Mensch galt. So wollen wir ihn im Tod damit nicht verfolgen. Denn in das andere Land folgen nicht Reichtum noch Ruhm und Genialität“.  

Als junger Mann hätte er sich gerne als Dichter gesehen, aber die Liebe zur Literatur war die eines Lesers. Ohne Schwierigkeiten konnte er in fünf Sprachen reden und schreiben, er übersetzte Voltaire und Shelley ins Schwedische, hatte eine gut ausgestattete Bibliothek, die neben seinem Labor der wichtigste Rückzugsort in seinem Leben war. An erster Stelle schätzte er die großen Russen, dann die nordischen Dichter wie Strindberg, Ibsen und Selma Lagerlöf, von ihr besonders Gösta Berlings saga. Er beschäftigte sich mit Balzac, Maupassant und Lamartine; im Haus von Victor Hugo, der ihn neckend „Europas reichsten Vagabund“ nannte, traf er auf Flaubert und Georg Sand. Aber seine eigenen Schreibversuche gab er unter dem Diktat seines Vaters und dem wirtschaftlichen Druck der frühen Jahre bald auf.

Von seinen Gedichten, die er als ganz junger Mann schrieb, sind nur zwei erhalten, alle anderen hat er wahrscheinlich verbrannt. Seinem großen Vorbild Shelley nacheifernd, schrieb er die Gedichte in englischer Sprache. 1868 – Nobel war 35 Jahre alt –, da ließ er das Jugendwerk von dem englischen Pfarrer Rev. Lesingham Smith beurteilen. „Unter den ganzen 425 Zeilen findet sich nicht ein halbes Dutzend mittelmäßiger. Wenn Sie ein solches Gedicht in der englischen Sprache schreiben können, was könnten sie nicht in der Ihrigen tun, besonders, wenn sie sich Zeit lassen, wie Milton es tat…“

Alfred Nobel hinterließ, neben seiner Korrespondenz, einen Entwurf für die Erzählung Im hellsten Afrika, einen Roman Die Schwestern, den er im Jahr 1862 abschloss, und das Drama Nemesis, an dem er fortwährend bis 1896 schrieb. Das Drama reflektiert die Gedanken des Autors, in ihm werden die Menschen beurteilt, denen Nobel begegnete; der Stoff ist autobiographisch und im Grunde eine Abrechnung mit der Welt. Kenne Fant, sein Biograph, nennt Nemesis Nobels „geistiges Testament“. Und der Dreiundsechzigjährige hatte ein solches Zutrauen zu seinem Drama „in poetischer Prosa“, dass er es nicht nur in Paris drucken ließ, sondern es anschließend ins Norwegische und Deutsche übersetzen lassen wollte.

Henrik Schück, Literaturhistoriker und selbst Autor, der sich 1926 als Juror für die sardische Schriftstellerin Grazia Deledda im Nobelpreiskomitee einsetzte, sprach Nobels Werk jeden literarischen Wert ab. Nobel litt auch hier: unter seiner eigenen Natur. Denn wer und was hätte einem Mann wie ihm verwehren können, zu dichten und zu veröffentlichen? 1882 schrieb er an seine Geliebte Sophie Hess einen Brief, der Aufschluss gibt über seine Haltung: „Der Mensch hat viele Goldstücke oder kann viele erwerben: er hat aber nur einen Namen und den hat jeder die Pflicht möglichst makellos zu bewahren.“ Die Zeilen sind eine Antwort auf Sophies Frage, warum sie ihn auf seinen Reisen nicht begleiten dürfe. Gleichzeitig erklären sie, warum Nobel erst in seinem Sterbejahr 1896 den Mut aufbrachte, das Drama Nemesis in Druck zu geben. Der Erfinder des raucharmen Schießpulvers und des stoßfesten Dynamits hatte panische Angst vor weiterer Kritik durch die Öffentlichkeit, der er als Hersteller von Vernichtungswaffen ausgesetzt war. Den Bereich der ‚Schönen Künste‘ wollte er rein halten. Wie weit sich Nobel tatsächlich mit seinen schriftstellerischen Arbeiten von der Gesellschaft der Industriellen und seiner Familie entfernt hatte, zeigt die Ratlosigkeit seiner Erben, die, peinlich berührt, nach seinem Tod Nemesis bis auf drei Exemplare einstampfen ließen.

Schück bezeichnet Nobel, trotz der Kritik an seinen literarischen Versuchen, als eine Künstlernatur: „Alfred Nobel war wirklich Dichter, hatte die Daseinsauffassung eines Dichters und konnte diese als junger Mann in dichterische Form bringen“. Dieser Auffassung stimmt auch Kenne Fant zu: „Er hatte viel von dem, was einen Schriftsteller ausmacht: eine üppige Phantasie, stilistisches Talent und nicht zuletzt die Fähigkeit zum philosophischen Räsonnement“. Fant sieht hinter dem Wissenschaftler und Erfinder den Künstler: „Lange Zeit war es unentschieden, ob er das risikoreiche Dasein des Dichters wählen sollte oder das nicht minder unsichere des Erfinders“. Aber das, was Nobel als Künstler fehlte, war emotionale Reife. „Die Charakterzeichnung ist fast pueril, und der Dialog eine unnatürliche Buchsprache. Ein Erzähler ist Nobel ganz und gar nicht“, urteilt Schück. Nobels emotionale Defizite zeigen sich auch in seiner Unfähigkeit zu lieben. Mit siebzehn himmelte er eine Apothekenhelferin an, ein schwedisches Mädchen, das in Paris arbeitete. Das Mädchen verstarb noch während seines Aufenthaltes an TBC und wurde so die ‚große Liebe‘. Bertha von Suttner trauerte er sein Leben lang nach, begann aber im Herbst 1876 die Affäre mit Sophie Hess, nachdem Bertha im Frühjahr seinen Antrag abgelehnt hatte.

II.

Alfred Nobel hat hässliche Dinge über Frauen gesagt und geschrieben, die ihm den Ruf eines Frauenfeindes eingebracht haben. Für Feministinnen ist er mehr: ein Sexist. Dass er aber ebenso negative Urteile über Männer fällte und sich einer umfassenden Selbstkritik unterzog, kann man seiner vollständig erhaltenen Korrespondenz entnehmen. (Nobel begann fünfundzwanzigjährig damit, jeden Brief zu kopieren, bevor er ihn versandte − vielleicht ein Zeichen dafür, dass der verhinderte Schriftsteller sein Wort bewahrt sehen wollte.) Ebenso geht aus seinen Briefen hervor, wie stark er darunter litt, keine ebenbürtige Frau an seiner Seite zu haben und keine Kinder. Die Einsamkeit konnte er am besten im Labor ertragen, in dem er über 15 Stunden täglich arbeitete und sich manchmal für mehrere Tage einschloss. Von Teamarbeit hielt er wenig, die meisten Entdeckungen machte er allein, wie auch die unzähligen misslungenen Versuche, die ihnen vorausgegangen waren.

Während der Arbeit im Labor vergaß er den inneren Zwiespalt zwischen seinem Interesse an der Herstellung von kriegstechnischen Geräten und philosophischen Überlegungen zum Weltfrieden. In seiner Korrespondenz mit der Pazifistin Bertha von Suttner, deren Roman Die Waffen nieder! 1889 größtes Aufsehen erregte, versuchte er sich zu verteidigen. „Er hob hervor, dass die Vervollkommnung der Vernichtungsmittel bei der Kriegsführung größere Aussicht haben würde, die Kriege zu beenden, als alle Friedenskongresse“, erinnert sich Ragnar Sohlman, Freund und Testamentsverwalter Nobels. Als über eine Erfindung diskutiert wurde, die das Durchschlagen einer Panzerplatte mit anschließender Explosion hinter der Platte möglich machen soll, erklärte Nobel ihm: „Ja, weißt du, eigentlich sind das ja ziemlich teuflische Dinge, mit denen wir uns abgeben. Aber sie sind so interessant als Problem. Außerdem so ausschließlich technisch − ohne alle finanziellen oder kommerziellen Gesichtspunkte und gerade deshalb so faszinierend.“ Ganz andere Worte wählte der junge Nobel in einem Patentansuchen im Juli 1864, als er glaubte, eine Methode gefunden zu haben, Nitroglyzerin handhabbar zu machen: „…ich bin der erste, der diese Stoffe aus dem wissenschaftlichen in den industriellen Bereich gebracht hat.“ Nur zwei Monate später sollte sich eine völlig andere Wirkung des Nitroglyzerins zeigen, das angeblich schwer entzündbar war, mit der Alfred Nobel nicht gerechnet hatte. Diese kostete sechs Menschen das Leben, unter anderen seinem jüngsten Bruder Emil, der gerade das Abitur gemacht und begonnen hatte, im Labor der Familie zu arbeiten. Die Unglücksstätte, in einem ärmlichen Wohngebiet vor Stockholm gelegen, sah nach der Explosion schrecklicher aus als jeder Kriegsschauplatz. Was die Katastrophe ausgelöst hatte, konnte nicht mit Gewissheit gesagt werden, da alle Anwesenden starben. Emil Nobel hatte versucht, die Zubereitungsmethode des Sprengöls zu vereinfachen und seine Explosionsfähigkeit zu erhöhen. Dabei reagierte das Nitroglyzerin, das in großen Mengen am Ort gelagert wurde. Weder eine Analyse, wie es zu dem Unglück hatte kommen können, noch irgendwelche Trauerbekundungen über den Tod seines Bruders sind in den nachgelassenen Schriftstücken von Alfred Nobel zu finden.

In einem Brief an seine Schwägerin Edla Nobel hat „der König des Dynamits“ von sich behauptet, er sei „ausgestattet mit einer Selbstkritik, die jeden Flecken mit ungeschminkter Häßlichkeit und jede Unfähigkeit in unverhülltem Licht zeigt.“ Wenn diese Charakterbeschreibung zutrifft, muss Nobel ein völlig zerrissener Mensch gewesen sein. Auf der einen Seite stellte er Vernichtungswaffen her, auf der anderen pflegte er das Gespräch mit Künstlern und Pazifisten. Die Inkonsequenz seiner Haltung blieb dem Intellektuellen sicher nicht verborgen. Unzählige Rechtfertigungen und Selbstanklagen flossen aus seiner Feder; seltsamer Weise aber klagt er nur sich und sein Leben an, niemals seine Erfindungen. In demselben Brief an seine Schwägerin beschreibt er sich als „umherirrend, kompass- und steuerlos wie ein nutzloses und schicksalsgebrochenes Lebenswrack.“ Diese Worte von einem Mann zu hören, der ein ganzes Imperium mit 12000 Mitarbeitern lenkte und Erfindungen machte, die die Welt veränderten, macht ratlos. Vielleicht war die Selbstbezichtigung eine Art Katharsis, die keine weitere Funktion hatte, als das Selbst zu reinigen. Konsequenzen für sein Handeln zog sie nicht nach sich. Nachdem Bertha von Suttner dem Freund ihren Roman Die Waffen nieder! geschickt hatte, bedankte Nobel sich nach einigen Monaten artig, trat als Mitglied ihrer Friedensvereinigung bei und spendete eine kleine Summe für den Friedenskongress in Bern 1892. Zu dem Kongress gab er ein schriftliches Statement ab, in dem er die Forderung nach Abrüstung in eine ferne Zukunft verlegte. Erst einmal, so seine Vorstellung, sollten Regierungen oder Ländern sich für ein Jahr darauf verpflichten, Streitfälle vor ein Schiedsgericht zu bringen. Der Friedenspakt solle jährlich verlängert werden, bis „eine längere Friedensperiode zustande“ gekommen wäre, dann erst sei es an der Zeit, an Abrüstung zu denken.

Immer wieder gab Alfred Nobel zu verstehen, dass er seine Erfindungen vor der Nachwelt nicht rechtfertigen müsse, da seine Sprengstoffe von allgemeinem Nutzen seien für den Bergbau und das Verkehrswesen. Aber er sei sich im Klaren, dass „es nichts gibt in der Welt, das nicht mißbraucht werden kann.“ Er verstieg sich sogar darin, diejenigen Schädlinge zu nennen, die Waffen aus Profitgründen herstellten, während er sich aus reinem Erfindungsgeist mit Sprengstoffen beschäftige. Für das Produkt übernahm er ausdrücklich keine Verantwortung. Vor einer Gruppe Pariser Waffenproduzenten äußerte er einen Gedanken, der sich als Phantasie zunehmend in ihm festsetzte: „Krieg muß für die Zivilbevölkerung zu Hause ebenso todbringend gemacht werden wie für die Truppen an der Front. Lassen Sie das Damoklesschwert über jedermanns Kopf hängen, meine Herren, und sie werden ein Wunder erblicken – alle Kriege werden mit einem Mal aufhören, wenn die Waffe Bakteriologie heißt.“ 

1945 die halbe Welt lag in Schutt und Asche, Atombomben waren über Hiroshima und Nagasaki niedergegangen hielt Albert Einstein eine Rede bei einem Nobelpreisträgerbankett und sagte dabei über Nobel: „Er erfand einen Sprengstoff, der kräftiger war als irgendein vorher bekannter ein außerordentlich effektives Vernichtungsmittel. Um sein Gewissen zu erleichtern, stiftete er den Nobelpreis“.

III.

Alfred Nobel hat im Laufe seines Lebens drei Testamente verfasst. Den ersten Entwurf hat er vernichtet, wie aus einem Brief an Sophie Hess von 1889 hervorgeht; in dem zweiten Testament bedachte er Verwandte, Mitarbeiter und Freunde mit zwanzig Prozent seines Vermögens. Sechzehn Prozent sollten verschiedenen Institutionen zukommen, darunter der ‚Österreichischen Gesellschaft der Friedensfreunde‘ in Wien, deren Initiatorin Bertha von Suttner war. Das dritte und letzte Testament, das bis heute wirksam ist, war für die Erben ein Schock: Bis auf eine einmalige hohe finanzielle Zuwendung waren sie enterbt. Das übrige Vermögen, so verfügte Nobel, solle in sicheren Wertpapieren angelegt werden, deren jährliche Zinsen „als Preise denen zuerteilt werden, die im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen gebracht haben. Die Zinsen werden in fünf gleiche Teile geteilt, von denen zufällt: ein Teil dem, der auf dem Gebiet der Physik die wichtigsten Entdeckungen oder Erfindungen gemacht hat; ein Teil dem, der die wichtigsten chemischen Entdeckungen oder Verbesserungen gemacht hat; ein Teil dem, der die wichtigste Entdeckung auf dem Gebiet der Physiologie oder der Medizin gemacht hat; ein Teil dem, der in der Literatur das Ausgezeichnetste in idealer Richtung hervorgebracht hat; ein Teil dem, der am meisten oder besten für die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung der stehenden Heere sowie für die Bildung und Verbreitung von Friedenskongressen gewirkt hat.“

Im November 1895 unterzeichnete Nobel sein endgültiges Testament, dessen Wortlaut er umgehend an Bertha von Suttner schickte. Bei dem Friedenspreis hatte er natürlich an sie gedacht, vielleicht aber bei dem ganzen Vorhaben der Stiftung überhaupt. Denn vor keinem Menschen hatte Alfred Nobel eine solche Hochachtung wie vor ihr. In seinem Drama Nemesis konnte er frei von seiner Zuneigung sprechen: „Nun kann ich offen zugeben, daß du seit dem ersten Augenblick, da ich dich sah, in den Gedanken meine Geliebte und in den Träumen meine Gattin bist…“ So war der Anstoß für das letzte Testament der Wunsch eines Mannes, in den Augen der fernen und einzigen Liebe edel zu erscheinen. Die reale Geliebte, Sophie Hess, enttäuscht von der geringen Zuwendung einer Leibrente von 6000 Florinern Ö. W., begann mit Hilfe eines Anwalts, den Testamentsvollstrecker Sohlman zu erpressen. „Nach widerwärtigen Verhandlungen“ kaufte man ihr für 12000 Floriner die 200 Briefe Nobels ab. Damit hofften die Testamentsvollstrecker einen Skandal zu verhindern, der dem Lebenswerk Alfred Nobels hätte schaden können. 

Nachdem am 2. Januar 1897 der Inhalt des Testaments in Nya Dagligt Allehanda publiziert worden war, begannen die großen Zeitungen sich mit Lob oder Kritik zu überbieten. Man hielt die Bestimmungen Nobels für „vage“, „unpraktisch“ oder „undurchführbar“. Hjalmar Branting, Chefredakteur der Zeitung Social-Demokraten, titelte: „Nobels Testament – Großartige gute Absichten – Großartige Mißgriffe“. Er hielt die Schenkung für „total verpfuscht“, besonders auf dem Gebiet der Literatur, „aufgrund der Wahl der Schwedischen Akademie als Preisverleiherin“. Schon das Wort ‚idealisk‘ sorgte für Aufruhr, denn jeder legte das Adjektiv anders aus. Viele hielten es auch für eine Verschleuderung von Vermögen, einzelnen Personen in so geringer Anzahl so große Geldbeträge zu schenken. Interessant ist, dass die kritischen Stimmen eher aus Skandinavien kamen, während die Reaktion der Weltpresse überwiegend positiv war. Le Figaro verkündete: „Das Testament… wird ein Denkmal der Menschenliebe bleiben und damit den geachteten Namen Alfred Nobels vor dem Vergessen bewahren“. Diese Worte waren ganz im Sinne des Verstorbenen, der alles dafür getan hatte, der Nachwelt „seinen Namen makellos“zu präsentieren. Im Glanz der Nobelpreisbankette, der Preisverleihungen und sonstigen Festivitäten sollte in Vergessenheit geraten, dass Alfred Nobel fast alleiniger Inhaber von Schwedens größter Kanonenfabrik war, dass – wie Strindberg es gehässig ausdrückte – das Preisgeld Dynamit-Geld war.

1905 wurde die erste Frau mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet: Bertha von Suttner, die wenige Wochen vor Beginn des Ersten Weltkriegs gestorbene Pazifisten.

Anmerkung der Redaktion: Der Beitrag ist die gekürzte Fassung eines Essays, der im Rahmen von Simone Frielings Buch „Ausgezeichnete Frauen. Die Literaturnobelpreisträgerinnen“ im Sommer 2015 im Verlag LiteraturWissenschaft.de erscheint.