Friedhelm Rathjen analysiert „Wege und Wüsten“ bei Samuel Beckett

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Samuel Beckett war zeitlebens ein Geher; schon in jüngsten Jahren begeisterte er sich dafür, an der Seite seines bewegungssüchtigen Vaters über die kahlen Buckel der Wicklow-Berge südlich von Dublin zu wandern, und noch im Alter konnte er stundenlang durch Paris laufen. Das wäre kaum der Rede wert, gäbe es nicht auch in Becketts zur Erstarrung neigendem Werk überall Straßen, Wege und Pfade, die die Figuren entlangschlurfen, ohne wirklich an irgendein Ziel zu geraten, oder auf denen sie auf etwas warten, das nie kommt. Und doch geht es immer weiter, das vielbeschworene Ende wird nicht erreicht. Im Grunde entspringt Becketts gesamtes Werk dem Entschluss, da weiterzugehen, wo ein Weg erschöpft scheint.

Beckett verbaut sich planmäßig alle Wege, alle Möglichkeiten, er zwingt sich dadurch, in der Konzentration auf den ganz eigenen Ort durchzuhalten, grandios scheiternd zwar, doch ohne jemals aufzugeben. Die Wege Becketts sind unerschöpflich, das zeigen die Beiträge dieses Bandes, in denen es außerdem um Becketts Schauplätze der Leere, sein Verhältnis zu James Joyce, biographische Annäherungen an sein Werk und die diffizile Beziehung zum Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld geht.

 

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Titelbild

Friedhelm Rathjen: Wege und Wüsten. Zehn Studien, Vorträge und Miszellen zu Samuel Beckett.
Edition ReJOYCE, Südwesthörn 2020.
128 Seiten, 10,00 EUR.
ISBN-13: 9783947261208

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