Rätselhafte Experimente
Frank-Peter Hansen lässt in „Quellentaltod“ seinen unheldenhaften Helden einen Filmriss erleiden
Von Rainer Rönsch
Kriminalkommissar Horst Blaschke kennt man spätestens aus den Kriminalromanen Rungholttod und Brockentod von Frank-Peter Hansen. Quellentaltod gehört nach Erscheinungsdatum und Inhalt zwischen die beiden genannten Titel der Flensburg-Krimi-Reihe. Die verspätete Lektüre tut der Spannung keinen Abbruch, auch wenn man bereits weiß, dass das private Glück Blaschkes auf festen Füßen steht.
Blaschke selbst tut das länger als 24 Stunden nicht, was nicht nur einer Gehirnerschütterung, sondern vor allem der Injektion einer bewusstseinsverändernden Droge zuzuschreiben ist. Dies widerfährt ihm auf der Jagd nach einem Täter, der einen unbescholtenen emeritierten Professor mitten im Menschenauflauf einer Demo aus nächster Nähe erschossen und offenbar noch einen weiteren Mord begangen hat.
Der in Todesqual verzogene Mund des ersten Opfers hat möglicherweise „Experimeee“ geröchelt, ohne dass man herausfindet, was damit gemeint war. Der ermordete Professor war Historiker und wohl kaum an Experimenten beteiligt. Da kommen eher Mediziner und Neurologen infrage, von denen sich einige den Kriminalisten gegenüber nicht nur arrogant, sondern auch verdächtig benehmen.
Manche Leser werden den Hinweis auf Menschenversuche der Nazis (Seite 66) nicht überlesen, obwohl das Wort „Experimente“ dort vermieden wird. Der erfahrene Autor Hansen hält die Spannung am Kochen. Er fährt gut mit der alten Krimiregel, wonach der Täter eine Person aus dem Mittelgrund sein sollte. Raffiniert führt er ihn so in die Handlung ein, dass man ihn für eine interessante, etwas skurrile Nebenfigur hält – und nicht für den Unmenschen, der er als Sohn eines verbrecherischen Naziarztes geworden und geblieben ist.
Zusätzliche Spannung und zeitweilige Verwirrung entsteht dadurch, dass im Umfeld des Mordes ein weiteres Verbrechen erst verdeckt und schließlich aufgeklärt wird.
Eine glückliche Hand hat der Verfasser mit seinen beiden Kriminalisten Horst Blaschke und Günter Schmuhl. Die beiden sympathischen unheldenhaften Helden sind keine genialen Ermittler wie Sherlock Holmes oder Hercule Poirot. Sie übersehen das eine oder andere Detail, führen manchen Denkprozess nicht zu Ende und stehen hin und wieder „auf dem Schlauch“. Doch immer wieder raffen sie sich auf, erfüllen tapfer und zäh ihre Pflicht, bestehen Konfliktsituationen als Freunde und lassen sich im Kampf gegen das Verbrechen nicht verhärten, sondern bewahren sich die Fähigkeit zu lieben und geliebt zu werden. Neuen Abenteuern der beiden sieht man gespannt entgegen.
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