Rolf Parr, Jörg Wesche, Bernd Bastert und Carla Dauven-van Knippenberg geben interdisziplinären Band zum Phänomen des Wiederholens/der Wiederholung heraus

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Ästhetik ist nicht zuletzt ein Differenzphänomen, das auf verschiedenen Formen des Wiederholens bzw. der Wiederholung beruht. Dabei hat man es – wie der vorliegende Band zeigt – in Malerei, Literatur, Film, Fernsehen und Computerspiel in der Regel mit nicht-identischen Formen der Wiederholung zu tun: Es wird zwar wiederholt, aber auch etwas verändert, wodurch ästhetischer Reiz allererst entsteht. Die Beiträge nehmen mit ihren Analysen zu Phänomenen der Wiederholung daher in unterschiedlicher Weise auch Bezug auf das Zusammenspiel von ästhetisch-inhaltlichen Fragen und Elementen der Wiederholung unter den spezifischen Bedingungen, die in der technisch-medialen Reproduktion begründet liegen – und dies vom Buchdruck über Fotografie, Grafik, Film und Fernsehen bis hin zum Computer. Gefragt wird nach theoretischen und ästhetischen Modellen, das Wiederholen bzw. die Wiederholung zu denken; nach dem Verhältnis von Wiederholung zu Wiederabdruck, Redundanz und Serialität; nach Variation, Parodie und Remake sowie nach Formen von Repetitionen in der Literatur.

Den Beiträgen ist ein einleitendes Kapitel seitens der Herausgeber*in vorangestellt, das sich zunächst dem Phänomen der Wiederholung nähert. Es wird argumentiert, dass aus der Erforschung dieses Phänomens zugleich das Herausarbeiten der Differenz zwischen der Wiederholung und dem Wiederholten resultiert. Hierbei können identisches und nicht-identisches Wiederholen ausschließlich als Ensemble ästhetisch-inhaltlicher Fragen und technisch-medialer Reproduktion begriffen werden, das überdies durch seine eigene Unabschließbarkeit charakterisiert ist.

Eingeleitet wird der erste Themenblock, der die theoretischen und ästhetischen Aspekte der Wiederholung fokussiert, durch Rolf Parrs „(unvollständige) Bestandsaufnahme“ verschiedener „Konzepte von Wiederholen/Wiederholung in Medientheorien“. Diesem thematischen Schwerpunkt widmen sich unter anderen auch die Beiträge über die Wiederholung im Kontext der Verstheorie (Jörg Wesche) und von Charlotte Salomons orphischem Versuch (Carla Dauven-van Knippenberg). Wiederabdruck, Redundanz und Serialität stehen im zweiten Teil des Bandes im Forschungsfokus. Serialität und simultane Wiederholung etwa werden in Markus Engels Beitrag zu Computerspielen behandelt. Variation, Parodie und Remake werden im dritten Teil sowohl musikwissenschaftlich (Christoph Wald) als auch filmwissenschaftlich (Peter Ellenbruch, Nia Perivolaropoulou) erörtert. Während sich der erstgenannte Beitrag dem „Stumpfsinn unfiltrierter Wiederholungen“ (nach Adorno) widmet, begreift letzterer das Phänomen der Wiederholung vielmehr als kreativen Prozess, in dem das Remake nicht bloß auf narrative Elemente begrenzt werden kann, sondern immer auch im Hinblick auf seine Produktions- und Rezeptionsfaktoren reflektiert werden muss. Der abschließende Themenschwerpunkt behandelt Wiederholung/Wiederholen im Rahmen der Literatur. Hierbei werden beispielsweise die Werke Ingeborg Bachmanns Undine geht (Yvonne Delhey) und Rolf Dieter Brinkmanns Keiner weiß mehr (Britta Caspers) in Relation zur Wiederholung besprochen. Während das Phänomen der Wiederholung/des Wiederholens in „Wiederholen gegen die Sinnlosigkeit“ (Corinna Schlicht) unter anderem als Strategie der Selbstvergewisserung der Thomas Bernhard’schen Figuren begriffen wird, dient es rund um René Polleschs Schauspielertheater vielmehr der Etablierung von Präsenz (Julia Bertschik).

Anmerkung der Redaktion: literaturkritik.de rezensiert nicht die Bücher von Mitarbeitern der Zeitschrift sowie Angehörigen der eigenen Universität. Deren Publikationen können hier jedoch gesondert vorgestellt werden.

Ein Beitrag aus der Redaktion Gegenwartskulturen der Universität Duisburg-Essen

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Rolf Parr / Jörg Wesche / Bernd Bastert / Carla Dauven-van Knippenberg (Hg.): Wiederholen/Wiederholung.
Synchron Wissenschaftsverlag der Autoren, Heidelberg 2015.
424 Seiten, 44,80 EUR.
ISBN-13: 9783939381839

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