Vorbemerkung zum Schwerpunkt der Juniausgabe

Japanische Literatur und Japan in der Literatur

Von Alexander Dorian OlierRSS-Newsfeed neuer Artikel von Alexander Dorian Olier und Nadine WichmannRSS-Newsfeed neuer Artikel von Nadine Wichmann

Japanische Literatur übt schon seit jeher Faszination auf die westliche Leserschaft aus. Der Kontrast zwischen Tradition und Moderne, die Verbindung japanischer und westlicher Elemente, der Reiz des „Fremden“, des „Anderen“, sowie die weit verbreitete schnörkellose, klare Sprache der japanischen Literatur machen gewiss ihre Besonderheiten aus und heben sie von dem ab, was die deutschsprachige Literaturszene zu bieten hat.

Haruki Murakami – ein Name, der wie kein anderer für die Leser_innenschaft in Europa und den Vereinigten Staaten die japanische Literatur verkörpert.  Der 1949 in Kyoto geborene Schriftsteller veröffentlichte bereits vierzehn Romane und mehrere Erzählungen sowie Erzählbände. Seine Werke wurden weltweit mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Franz-Kafka-Literaturpreis (2006), dem Welt-Literaturpreis (2014) und dem Hans-Christian-Andersen-Literaturpreis (2016). Sein neuster Roman, Die Ermordung des Commendatore, erschien in der japanischen und deutschen Version als Zweiteiler: im Januar veröffentlichte der Dumont-Verlag Band eins mit dem Untertitel Eine Idee erscheint, Band zwei, Eine Metapher wandelt sich, ist seit April erhältlich.

Und natürlich hat die japanische Literaturszene noch mehr Namen zu bieten: Neben Murakami konnten sich mittlerweile  Banana Yoshimoto, Kenzaburō Ōe, Fuminori Nakamura oder Yōko Ogawa auf dem deutschen Buchmarkt etablieren. Auch das Thema japanische Kultur und Japan als Romanspielort werden in der deutschsprachigen Literatur beliebter, wie man an jüngsten sehr erfolgreichen Beispielen kann: Marion Poschmanns Roman Die Kieferninseln stand 2017 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises und Christian Krachts Werk Die Toten wurde 2016 sowohl mit dem Schweizer Buchpreis als auch dem Hermann-Hessepreis prämiert.

Da die Frühjahrsprogramme der deutschsprachigen Verlage neben den beiden Bänden von Murakamis neuem Roman auch einige weitere lang erwartete Neuerscheinungen beinhalten, beschäftigt sich die Juni-Ausgabe von literaturkritik.de mit dem Schwerpunkt japanische Literatur und Japan in der deutschsprachigen Literatur.

Die Ausgabe umfasst sowohl die Textsorten Rezension als auch Essay. Die Autoren der Beiträge sind sowohl Studierende als auch Lehrende, sowie eine (Literatur-)Bloggerin. Besonders freuen wir uns über die Beteiligung von Lisette Gebhardt. Die renommierte Japanologie-Professorin ist an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt beheimatet. Ihr Essay unter dem Titel Nach Murakami. Neue Literatur aus Japan beschäftigt sich mit neuerer japanischer Literatur, die nach Murakami entstanden ist, und nimmt eine Einschätzung vor, inwiefern sich diese neue Literatur verändert hat. Ein weiterer Essay stammt von unserer Redaktionskoordinatorin Vera Kostial, die sich Zwischen Nobelpreis und Bingo-Spiel mit der Rezeption der neuen Murakami-Bände im Social-Reading auseinandersetzt. Der dritte Essay kommt von Florian Lehmann, der sich mit Lafcadio Hearn beschäftigt.    

Neben den Essays bietet die Ausgabe Rezensionen zu aktueller japanischer Literatur und dem Thema Japan in der Literatur. Studentische Beiträge dazu stammen von Nadine Wichmann (zu Haruki Murakamis Die Ermordung des Commendatore 2. Eine Metapher wandelt sich), von Alexander Olier (zu Kazuaki Takanos 13 Stufen), von Lara Ehlis (zu Mark Henshaws Der Schneekimono), von Liliane Hasnain (zu Dennis Gastmanns Der vorletzte Samurai) sowie von Pascal Löffler, der eine Contra-Rezension zu Marion Poschmanns Roman Die Kieferninseln beisteuert, der bereits im Februar 2018 einmal besprochen wurde.  

Abgerundet wird die Schwerpunktausgabe durch weitere Rezensionen von der Bloggerin Petra Reich zu Hideo Yokoyamas 64, von dem Medienkulturwissenschaftler Felix T. Gregor zu Tetsurō Watsujis Fudo. Wind und Erde und von Lisette Gebhardt zu Hiro Arikawas Satoru und das Geheimnis des Glücks sowie Milena Michiko Flasars Herr Katō spielt Familie.

Mit Wehmut denke ich
Zurück an meine Gedichte
Jedes einzelne
ein Fußabdruck den ich
auf dieser Erde hinterlasse

Bokusui Wakayama

Ein Beitrag aus der Redaktion Gegenwartskulturen der Universität Duisburg-Essen